Achtung, das hier ist sehr Text-intensiv, die Bilder sind aber auch schön und es lohnt sich, bis zum Ende zu lesen 🙂
Perú – Ein Reisebericht
Das ist zwar schon zehn Jahre her, ich habe aber so schöne Erinnerungen davon, dass ich Euch unbedingt davon erzählen und einige Bilder zeigen möchte. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich gerne reise – je weiter und individueller, desto besser.
So eine Gelegenheit ergab sich vor zehn Jahren, als mein Schwiegervater vorschlug, zusammen Schwiegermutter’s runden Geburtstag in einem besonderen Urlaub zu feiern. “Zusammen” hieß meine Schwiegereltern, deren Kinder (mein Mann und seine Schwester), mein Schwager und ich. Nach einigen Überlegungen, Recherchen und Länder, die wir dann doch gekippt hatten (ich glaube, Borneo stand auch auf der Liste), entschied sich mein Schwiegervater für Perú. Zweieinhalb Wochen im Mai 2004.
Eine Überraschung erwartete uns am Flughafen von Madrid: der Flug nach Lima war überbucht und da wir quasi als “Gruppe” reisten, entschloss sich die Airline uns spontan Business Class fliegen zu lassen. Sehr nett von denen. Auch wenn die Flugbegleiterinnen uns ziemlich herablassend den ganzen Flug bedienten, sie wussten ja, dass wir nur Economy gebucht hatten (keine deutsche Airline). Egal. 12 Stunden vergehen vorne im Flieger wesentlich entspannter 🙂
In Lima waren wir zwei Tage. Sehr schön fand ich die Bibliothek des Klosters San Francisco:
Das hier ist auch eins meiner Lieblingsbilder aus Lima, ich fotografiere unheimlich gerne Türen, Tore und Fenster:
Von Lima sind wir nach Arequipa geflogen (Nasca haben wir dann leider nicht gesehen), entlang den Anden – der Anblick aus dem Fliegerfenster war ganz besonders (in diesem Post ganz unten).
Unser Guide in Arequipa und Umgebung war ein Deutscher, dem irgendwann das Leben in Deutschland wohl zu öde war und daher nach Perú zog. Er war zu dem Zeitpunkt schon länger in Perú und bot unter anderem auch Bergführungen.
Arequipa ist eine sehr schöne Stadt, umgeben von drei Vulkanen. Besonders beeindruckt hat mich dort das Monasterio de Santa Catalina – die Wände waren in kräftigen Farben (dunkel-orange und blau) gestrichen, überall blühten Bäume und es war eine herrliche Stille (am Eingang steht ja “Silencio” auf einem Bogen).
Von Arequipa aus haben wir eine kleine Tour ins Colca Canyon gemacht. Unterwegs am Vulkan Misti vorbei (5822 m) haben wir das Glück gehabt, Vicuñas zu sehen:
Es ging dann immer höher, an einem kleinen Markt vorbei, wo wir die schön geschmückten traditionellen Kleidung der peruanischen Frauen und Mädchen bewundern konnten. Nicht nur über das Geld fürs Fotografieren freuten sie sich (auch die Kleinsten wussten, was sie verlangen müssen), sondern auch über die von uns mitgebrachten Haribos.
Das war jedenfalls eine gute Gelegenheit, mein Spanisch aufzufrischen und endlich mal zu gebrauchen. Ich finde das Spanisch der Südamerikaner viel verständlicher als das der Spanier, die für mich einfach zu schnell sprechen. Manche von ihnen waren auch überrascht aber auch froh, dass sich jemand die Mühe macht, mit ihnen zu reden anstelle von nur zu knipsen.
Und immer weiter höher und höher. Schon ab ca. 3000 m Höhe war alles (und vor allem die Bewegung) schon beschwerlich, wenig Luft und wenig Puste – und Kopfschmerzen. Dagegen bekamen wir Tee aus den Blättern des Kokastrauchs – schmeckte bitter, war leicht betäubend, gehört dort zu den Mitteln der traditionellen Medizin, der Ausfuhr ist verboten (die Einheimischen kauen einfach an diesen Blättern den ganzen Tag). In etwa einer Höhe von 5000 m – da waren wir gerade an einem Pass angelangt – wurde mir dann extrem schwindelig und übel und war froh, dass unser Guide Sauerstoff dabei hatte. Der Weg führte dann wieder nach unten und es ging mir besser, den Rest des Tages verbrachte ich aber in unserer Unterkunft im Bett. Obwohl wir die “richtige” Reihenfolge für unsere Tour gewählt hatten (wir waren zuerst in Lima und dann in die höher gelegene Arequipa) war mir die Höhe wohl doch zu heftig. Viele Reisende fliegen direkt in die höheren Regionen wie Cuzco oder Arequipa und haben dann extreme Anpassungsschwierigkeiten bei der Höhe.
Am nächsten Tag sind wir noch vor dem Sonnenaufgang ins Cañón del Colca gefahren – WUNDERSCHÖN! Bevor wir da angekommen waren erfreuten wir uns aber an dem Anblick der rosa beleuchteten Berge, das frühe Aufstehen hatte sich wieder einmal gelohnt:
Das Colca Canyon ist der zweit tiefste Canyon der Welt (bis zu 3269 m Tiefe) und am Cruz del Condor kann man tatsächlich einige dieser wunderbaren Vögel beim Gleiten beobachten. (Zu dumm, dass mein Objektiv “nur” 300 mm Brennweite hat, ein 600er wäre besser gewesen.).
Ich zeige Euch auch ein Bild vom der Umgebung des Canyons, kurz nach Sonnenaufgang – ich hatte das Gefühl, das könnte sogar Mittelerde sein 😉
Zurück nach Arequipa sind wir dann von dort aus nach Juliaca geflogen (einfach über den El Misti und schon wieder runter). Dabei hatten wir das Problem, dass der Flug mit Lan Perú zu voll war und die lieben Leute dort Ware und Pakete statt Passagiere bevorzugten. So dass wir uns auf zwei Flügen verteilen mussten und somit zu spät nach Juliaca und dann Puno ankamen. Dort wartete aber das Boot noch auf uns, das uns zu den Islas Flotantes de los Uros auf dem Titicaca See bringen musste. Es wurde halt ein Ausflug bei Abenddämmerung – auch spannend.
Am nächsten Tag fuhren wir dann erste Klasse mit dem Zug nach Cuzco. Ich meine, die Fahrt hat 10 Stunden gedauert aber mit leckerem Essen – am Platz serviert, bequemen Sitzen und eine schöne Landschaft ging das doch schnell.
In der schönen Stadt Cuzco (von den Inkas auch “Ombligo del Mondo” – Bauchnabel der Welt – genannt) haben wir uns mit unserem Guide die Stadt und die umliegenden Ruinen der Inka Tempel und Festungsanlagen Sacsayhuamán, Puka-Pukara und Ollantaytambo angeschaut. Eine Besonderheit waren riesige Steinblöcke (die bis zu 200 Tonnen wiegen!), die perfekt ineinander passten. In Sacsayhuamán feiert man übrigens am Tag der Sommersonnenwende das Sonnenfest Inti Raymi. Von dort aus sind wir weiter nach Pisac gefahren und den dortigen – sehr schönen – Markt besucht.
Höhepunkt der Reise war dann natürlich Machu Picchu – richtige Aussprache laut unserem indigenen Guide “Matschu Pikschu” (es sind ja zwei “c” im Wort). Wir sind den ganzen Tag da gewesen und hatten das Glück, dass die meisten Touristen am Nachmittag den Zug zurück nach Cuzco nahmen (wir waren dort direkt in der Nähe untergebracht), so dass so ab 14-15 Uhr schlagartig leer wurde und wir den Anblick einfach nur für uns (und ganz wenige andere) hatten. Daher wirkt das Bild am Anfang auch so herrlich leer. Wir saßen auf dem Rasen und genossen die Stille und den Blick auf die Ruinenstadt, die wirklich gut erhalten ist. Einen schöneren Ort habe ich selten gesehen!
Zurück im Hotel – wir haben das Pueblo Hotel von Inkaterra unten in Aguas Calientes gewählt und nicht das direkt oben am Berg – waren wir glücklich über unsere Wahl, denn dieses Hotel hat ein Orchideen- und Kolibri-Garten. Die Vögel trinken aus speziellen, in Bäumen aufgehängten Gefäßen ihr Nektargemisch und man kann sie so besser beobachten und fotografieren. Herrlich!
Der letzte Teil der Reise ist etwas abenteuerlicher gewesen. Von Cuzco aus sind wir ins Amazonas-Gebiet nach Puerto Maldonado geflogen, von dort aus sind wir mit einem Boot 4 Stunden lang auf dem Rio Madre de Dios bis zu unsere Unterkunft an der bolivianischen Grenze (geführt von den Indianern Ese’Eja) gefahren.
Die Unterkunft bestand aus erhöhten Holzhütten auf Plattformen im Wald, war sehr, sehr einfach (obwohl das Essen extrem lecker und frisch war) und zu meinem Horror voller Insekten, klein und groß. Ich kann nicht in der Natur und schon gar nicht im Urwald schlafen. Punkt. Mir graut es davor. Bin dann mit der Taschenlampe unter dem Kissen und mit der Decke bis über dem Kopf irgendwie doch eingeschlafen, nur um nachts mehrmals wach zu werden (habe ich überhaupt geschlafen?), davon, dass etwas (was auch immer, vielleicht Tapire) ständig unter der Hütte raschelte.
Vor dem Schlafengehen hatten wir noch eine Nachtwanderung durch den Wald (in der Hoffnung – aber nicht meine -, Tapire zu sehen: keine… Dafür Tausende von Mücken) und einen nächtlichen Flussausflug (wobei der Guide mit bloßer Hand einen Babykaiman aus dem Wasser zog und uns zeigte) hinter uns gebracht.
Der Tag danach war doch interessanter, wir haben Morphos gesehen (die wunderbaren blauen Riesenschmetterlinge – sie waren aber zu schnell, um von mir fotografiert zu werden), Aras beobachtet und auch – selten – einen kleinen, wirklich süßen Ameisenbären oben in einem Baum gesehen.
Von dort aus sind wir noch zwei Tage zur Sandoval Lake Lodge gefahren (wieder mit dem Boot, dann 1,5 Stunden zu Fuß durch den Wald, wobei die Koffer auf eine Art Rikscha “gefahren” wurden und dann erneut mit Booten auf dem See bis zur Lodge). Diese Unterkunft hier war auch einfach, wenn auch deutlich komfortabler als die erste. Hier haben wir auch Schwiegermutter’s Geburtstag mit ordentlich Pisco Sour (ist echt lecker) gefeiert und tolle Ausflüge auf dem See mit noch besseren Sonnenuntergängen unternommen.
Der Weg nach Hause war dann recht langwierig. Nachdem wir um 4 Uhr morgens aufstehen mussten, den ganzen Trip zurück durch Wald und auf Fluss hinter uns gebracht und rechtzeitig den Flug nach Lima bekommen hatten (der Ausblick unten – das muss der Amazonas gewesen sein – stammt von diesem Flug), mussten wir in Lima 7 Stunden auf den Europaflug warten. Da sind leider auch nicht viele Geschäfte… Wir haben uns in einem Café “einquartiert” und einige T-Shirts und eine Flasche Pisco dann doch noch gekauft. Diesmal bekamen wir leider keine Business Class Sitze und mussten uns den langen Nachtflug auf den engen Sitzen quetschen. In Madrid wieder einige Stunden Warterei… Das Ganze hat dann von Haus zu Haus 34 Stunden – mit ganz wenig Schlaf – gedauert. Nicht mal nach Australien sind wir so lange unterwegs gewesen…
Aber, lange Anreise und lange Rede hin und her: Perú lohnt sich wirklich! Es ist ein so wunderbares Land mit tollen Menschen und sehr leckerem Essen, das muss man gesehen und erlebt haben!
Seit ich da war koche ich öfter gerne Lomo Saltado, ich benutze Koriander beim Kochen (was ich vorher auch nicht kannte) und Pisco Sour haben wir das eine oder andere Mal auch vorbereitet.
Ich hoffe, ihr habt’s bis hier ausgehalten (das muss mein längstes Post bisher gewesen sein) und es hat Euch gefallen. Verlinken tue ich das heute bei Vanessa, bei “Foto der Woche”, bei Eure Urlaubsbilder. Habt einen schönen Mittwoch!
Viktoria sagt
Was für bezaubernde Bilder – da bekomme ich direkt Urlaubslaune ;0).
Liebe Grüße,
Viktoria
Alizeti sagt
Wow was für einen wunderschönen Bericht,mit herrlichen Bilder! Vielen Dank!! Das weckt das Fernweh in mir 🙂
Liebe Grüsse Alizeti
barbara sagt
oh… i miss Peru!! It was my first trip outside Europe and still one of my favorites! Your pictures are simply beautiful! I recognized a lot of places that I've seen and loved…
Thanks for visiting my blog!