Fakt Nr. 1: Bald ist Ostern.
Fakt Nr. 2: Clara von Tastesheriff fragt in der aktuellen “Ich backs mir” Runde nach einem Osterkuchen.
Fakt Nr. 3: Da Fakt 1 und 2 super gut zusammenpassen, zeige ich Euch heute DEN rumänische Osterkuchen schlechthin! (ok, das ist auch DER Weihnachtskuchen dort).
Darf ich vorstellen: der Cozonac (ausgesprochen Kosonak).
Meine Küchengeschichte dazu geht so: ich habe immer einen wahnsinnigen Respekt vor diesem Kuchen gehabt, weil alle um mich herum sagten, das ist schwer zu machen. Vor allem das Kneten sei wirklich nicht ohne… Bis jetzt habe ich mich also nie daran getraut, das Rezept auszuprobieren (und wieder eine positive Seite des Bloggens: ich wollte Euch das zeigen und jetzt habe ich es tatsächlich gewagt, Cozonac zu backen und nach Jahren auch mal wieder zu essen! ;-)).
Die Rumänen kochen gerne aber auch viel. Ich meine, in großen Mengen. Oft wohnt man auch mit Oma und Opa zusammen, es muss ja für alle reichen. So ist auch dieses Rezept nicht für einen, sondern gleich für drei (!) solche Cozonac-Kuchen ausgelegt. Aus einem Kilo Mehl werden am Ende drei Kuchen. Und jetzt kommt’s: meine Uroma (ja, die mit dem Deckchen aus dem vorherigen Post) hat jeweils zu Ostern und Weihnachten Cozonac aus 5 (FÜNF!) kg Mehl gebacken!!! Die Rechnung ist schnell gemacht! Ich habe meine Mama gefragt, wer 15 Kuchen essen konnte: sie waren zu Neunt (verteilt auf 3 Wohnungen innerhalb eines Hofes) und sie aßen diesen Kuchen morgens und manchmal auch abends, am liebsten mit kalter Milch dazu. Und es gab auch noch Gäste zum Ostertisch. Das Ganze dauerte ca. 1 Woche, dann waren die 15 Kuchen alle. Und wie sie es schaffte, einen Teig aus 5 Kilo Mehl zu kneten? Ganz einfach: sie hatten eine Art Trog, der aus einem halben Baumstamm geschnitzt war (inkl. Griffe), zwei Männer hielten den Trog an den Griffen ganz fest und meine Uroma knetete den Teig!
So, hier ist das Rezept für Euch – wie gesagt, daraus werden 3 Kuchen gebacken! (Wer weniger möchte, muss, wie ich, umrechnen).
– 1 kg Mehl
– 7 Eier
– 250 g Butter (zimmerwarm)
– 100 ml Öl
– 1 Prise Salz
– 500 ml lauwarme Milch (wichtig, darf nicht kalt sein)
– 300 g Zucker
– 2 ml Vanillearoma (oder entsprechend Mark der Vanilleschote)
– 50 g frische Hefe
Für die Füllung (hier mit Nuss; es geht auch wunderbar mit (Rum)Rosinen, Mohn, Kakao oder einer Kombination davon):
– 150-200 g Walnusskerne
– 25 g Kakao
– 100 g Zucker
– 2 ml Rumaroma
– 100 ml Milch
– 1 Eigelb zum Streichen
Und so geht’s:
1. Vorteig vorbereiten – Hefe in einer Schüssel zerbröseln und mit 1 TL Zucker, 1 EL Milch (lauwarm!) und 1 EL Mehl rühren. Diesen Vorteig ein bisschen gehen lassen.
2. Eier trennen. Die 7 Eigelbe mit einer Prise Salz und mit dem Zucker rühren. Separat 4 (nicht alle!) Eiweiße steif schlagen.
3. In einer GROßEN Schüssel (die größte, die Ihr habt; am besten so etwas wie eine Spülschüssel speziell dafür kaufen, sie kosten ja nicht viel) das Mehl geben und eine Mulde darin machen. Hier wird das schon aufgegangene Vorteig gegeben und leicht mit dem Mehl rühren. Nach und nach Eigelbe, Eiweiße und lauwarme Milch abwechselnd dazu geben und unterrühren.
4. Zimmerwarme Butter (in Stückchen), Vanille und Öl unterrühren. Und jetzt ist Geduld (zum Ersten) und vor allem Kraft gefragt: diesen Teig müsst Ihr 20 Minuten mit der Hand kneten! Auch wenn der Arm noch so weh tut. Der Trick meiner Uroma (überliefert): die Hand wird immer wieder nicht mit Mehl, sondern mit Öl geschmiert, so klebt der Teig nicht daran. Sollte der Teig dennoch klebrig sein, noch etwas Mehl dazu geben. Ich habe mich gemütlich auf die Treppe gesetzt, weil ich nicht 20 Minuten beim Kneten stehen wollte – die Küchenplatte hat dafür nicht ganz die optimale Höhe (sorry für die eher pixeligen “Making-Of”-Bilder: sie sind alle mit dem Handy gemacht, ich wollte die gute Kamera bei der klebrigen Aktion nicht in der Küche haben…).
5. Nun ist wieder Geduld (zum Zweiten) notwendig: der fertig geknetete Teig muss 3 Stunden gehen! Idealerweise an einem warmen Ort. Ich habe ihn umgetopft (ofenfeste Form) und ihn in den Backofen (30-40 Grad) gegeben. Nur um nach einer Stunde festzustellen, dass er schon so viel gewachsen ist, dass der Topf nicht mehr ausreichte (dann ggf. etwas wieder hineindrücken). Ich nehme an, ich hätte mir das Tuch auch ersparen können, im Ofen war ja warm genug. Nicht all zu oft die Tür aufmachen, kalte Luft mag der Hefeteig nicht.
6. Teig herausnehmen und Backofen auf 200° C (Ober- und Unterhitze) vorheizen. Je länger, desto besser.
7. Für die Nussfüllung die Walnüsse zwischen zwei Backpapierblätter zerbröseln und dann mit Kakao, Zucker, Rumaroma und Milch zusammen rühren. Den Teig in sechs gleich große, relativ dicke Stücke teilen (2 pro Kuchen) und diese mit der Hand so ziehen (nicht ausrollen), dass sie in etwa so lang wie die Backform und etwa 1,5-2 Mal so breit sind (ich habe ganz normale Kastenkuchenformen benutzt). Auf jedem Teil etwa 2-3 Löffel von der Nussmischung verteilen und streichen, das Ganze dann wie eine Roulade zusammen rollen. Zwei solcher “Rouladen” jeweils zusammen flechten und in die mit Backpapier ausgelegte Form geben, noch etwa 15-20 Minuten gehen lassen (Geduld-Probe Nr. 3). Mit Eigelb bestreichen und mit etwas Zucker und ggf. auch Nüsse bestreuen.
8. Die Temperatur im Backofen auf 180° C reduzieren und den Kuchen ca. 40-50 Minuten backen (zweitunterste Schiene) – man genieße dann das “Programm” im Backofen-TV, während sich der Duft in der Küche verbreitet 😉 (Geduldprobe Nr. 4). Ggf. Richtung Ende der Zeit den Kuchen mit Alufolie oder Backpapier abdecken, damit er oben nicht zu dunkel wird. Die Stäbchenprobe zeigt, ob der Kuchen fertig ist. Ca. 5 Minuten in der Form und dann komplett auf Küchengittern auskühlen lassen. NICHT warm schneiden!
Da das ein eher trockener Kuchen ist (je nach Füllung), schmeckt der Cozonac sehr gut mir kalter Milch (Kinder geniessen es, wenn sie ein Stück Kuchen in die Milch tunken und dann essen ;-)).
Das ist also ein Kuchen, in dem viel Liebe, Kraft, Zeit und Geduld investiert wird – aber es lohnt sich!
Guten Appetit!
mad olescent sagt
Das sieht aber nach einem ordentlich sättigendem Kuchen aus…mit toller Geschichte dazu! Ich warte ja hier noch auf Küche und Ofen…
Frohe Ostern! Antje
Miss-Red-Fox sagt
Danke! Ich finde, das Essen schmeckt i.a. noch besser, wenn eine tolle Geschichte dahinter steht oder "dazu gereicht" wird. 😉
Lara Smith sagt
Lecker und interessant! Aber zuerst werde ich mit einem einzigen probieren, 15 würde ja fast bis Weihnachten reichen 😉
Lg Lara
Miss-Red-Fox sagt
Ja, 15 würde ja kein Mensch schaffen, es sei denn, man hat eine groooße Familie und man verschenkt auch einige 🙂
Astrid Ka sagt
Da du die alten Traditionen momentan wiederbelebst, wird mir noch mal deutlich, wie hetzig bei uns alles geworden ist! Meine Mutter hat bis vor zwei Jahren das Kochen zelebriert, so wie es in der böhmisch-mährischen Küche üblich war, mit vielen Schmorgerichten, die wunderbar geschmeckt haben. Ich habe nie eines der Gerichte gekocht, denn als berufstätige Mutter war immer Eile geboten, und das hat mir das Kochen auf Dauer auch verleidet.
Ich sticke auch keine Monogramme per Hand mehr auf Kissen, Bettwäsche oder Handtücher, ich bemale nicht mehr kunstvoll Eier, obwohl ich jetzt nach der Pensionierung könnte. All das war früher Beschäftigung für Oma…
LG
Astrid
Miss-Red-Fox sagt
Das stimmt, früher wurde viel mehr in Handarbeit erledigt, und die Qualität war dennoch sehr gut… Ich versuche jetzt nach und nach, wenn ich mich an etwas erinnere, das Rezept dafür zu bekommen, damit es ein bisschen wie früher schmeckt bzw. damit die Kinder auch das Essen aus meiner Kindheit mal ausprobieren können.
facile et beau - Gusta sagt
hmmmm da werden Kindheitserinnerungen wach. Meine Oma hat auch immer wieder diesen Kuchen gemacht und er war einfach immer oooooberlecker. Hefeteig finde ich nicht schwer, habe aber festgestellt, daß er nur mit Ruhe verarbeitet und mit Ruhe gelagert superfluffig wird. Auf die schnelle geht da nix. Tja… unsere Omas hatten noch Zeit. Danke fürs ausprobieren und aufschreiben. Werde ihn sicherlich mal nachbacken… vielleicht nicht gerade an Ostern *lach*… aber dieser Kuchen geht meiner Meinung nach immer.
Liebe Grüße
Gusta
Miss-Red-Fox sagt
Liebe Gusta, ich freue mich, dass ich Dir auch mit diesem Rezept eine Freude machen konnte!
glückszaubermädchen sagt
Liebe Ioana,
hmmm, Rezepte aus anderen Ländern finde ich immer besonders interessant, weil sie doch immer etwas anders sind als meine altbekannten. 😉 Dieses klingt wirklich lecker!
Liebe Grüße,
Sarah
Miss-Red-Fox sagt
Dann musst Du das mal ausprobieren, liebe Sarah, es schmeckt sehr lecker! 🙂
filigarn sagt
Liebe Ioana, was für eine tolle Geschichte zum Kuchen, sehr schön geschrieben!! Und der Kuchen, so lecker schaut er aus … Ich nehm ein kleines Stückchen, wenn noch was übrig ist ;).
Liebste Grüße
Nadja
Miss-Red-Fox sagt
Danke, liebe Nadja, Deine Worte haben mich wirklich sehr gefreut!
Ich habe noch ein Kuchen im Tiefkühlfach 😉