Ich habe es getan. Ich habe es endlich getan: ich habe mir eine Papierleiter gebaut (auf Englisch wird da wohl “paper rack” dafür verwendet). So, wie man das aus Papeterien und Bastelläden kennt. Und was ich schon lange, lange für meine Papierrollen haben wollte.
Denn ich finde, so “ausgestellt” sehen die Papiere nicht nur schöner aus, man kann aber auch mit einem Blick sehen, was man gerade da hat und es hat den Vorteil – gegenüber Rolle, wie ich das früher aufbewahrt habe – dass die Papierbögen schön glatt sind und nicht die Gefahr laufen, als Rolle mit der Zeit “Falten” zu bekommen. Vor allem, weil mehrere Papierrollen aufeinander lagen.
Nach Anleitungen im Internet hatte ich zwar geschaut, war aber nicht besonders zufrieden mit den Ergebnissen. So dass ich ein bisschen hin und her kalkuliert und gemessen habe, am Ende bin ich mit meinem Ergebnis zufrieden. Es sieht leicht aus, es gab aber einige Schwierigkeiten und daher möchte ich Euch heute das Ganze mal zeigen und Euch alle Tipps, die ich habe, dazu geben.
Meine Papierleiter ist ca. 170 cm hoch und 100 cm breit. Ich wollte sie so groß wie möglich machen, weil ich recht viel Papier da habe, wie Ihr sehen könnt. Da ich aber nur 165 cm groß bin, wollte ich sie nicht noch höher machen, damit ich auch noch gut an die oberste Stange komme.
Material & Werkzeug
– 2x Rechteckleiste aus Holz (hier: Kiefer), 18 x 47 x 2400 mm – ich musste meine Leisten kürzen, 2,4 m wäre wirklich zu hoch gewesen. Womöglich gibt es in anderen Baumärkten auch kürzere Leisten, z. B. 2 m hoch.
– 15 geriffelte Rundhölzern, 1 m lang, 10 mm im Durchmesser (es gibt auch glatte, auf den geriffelten rutscht das Papier aber nicht so schnell)
– Holzleim (am besten ganz schnell trocknend und “ohne Zwingen”)
– Bleistift und ein langes Lineal
– Bohrmaschine / Akkuschrauber (unbedingt mit “Tiefenanschlag”) + Holzbohrer (10 mm)
– Schleifpapier
– ggf. weiße Lackfarbe matt und Pinsel
– ggf. Silikon-Stopper
Und so wird das gemacht:
1 – Auf den beiden Holzleisten die Mitte der breiten Seite markieren und die Lochpositionen ebenso (das oberste Loch ist 5 cm von der Oberkante entfernt, danach gibt es 10 cm zwischen den Löchern. Unten bleibt etwas mehr Platz (25 cm)). Die Markierungen habe ich hier zum besseren Verständnis Pink gefärbt. Für jedes Loch habe ich drei kleine Striche markiert – auf dem mittleren positionierte ich dann die Spitze des Bohrers, die anderen zwei zeigten mir – sicherheitshalber – die Größe des Loches.
2 – Löcher bohren – jeweils 8 mm tief (oder 10 mm, Hauptsache, alles ist gleich tief). Mein Problem hier war, dass ich keine Bohrmaschine mit einem Tiefenanschlag hatte und daher versuchte, mir die 5 mm mit einem Marker auf dem Bohrkopf zu markieren. Diese Markierung verschwand aber immer wieder schnell, so dass alle Löcher unterschiedlich tief sind. Leider. Es ist sehr wichtig, dass die Löcher gleich tief sind!
3 – Das Ganze mit Schleifpapier schleifen.
4 – Etwas Holzleim in den Löchern geben und die Stangen darin stecken. Damit das Ganze zusammenpasst, ist es nicht nur wichtig, dass die Löcher gleich tief sind (siehe Punkt 2), sondern auch, dass die Stangen gerade und gleich lang sind. Was leider auch nicht der Fall war. Aus einem Stapel mit gefühlt 40 solchen Stangen im Baumarkt habe ich gerade mal so diese 15 gefunden, die einigermaßen gerade waren – viele waren ordentlich gebogen… Und perfekt gleich lang waren sie auch nicht…
5 – Damit die Stangen nicht herausrutschen oder sich verschieben, müssen sie “auf einer Höhe” mit den Löchern gehalten werden, so dass man darunter etwas schieben sollte, z. B. eine andere Holzleiste. Das Ganze auch mit der zweiten Leiste wiederholen und die 15 Stangen auch in dessen Löchern stecken. HIER war mein größtes Problem bzw. der Punkt, an dem ich fast dabei war, das Ganze als Feuerholz zu benutzen und mir neues Holz zu kaufen… Denn die Löcher waren nicht gleich tief, die Stangen zum Teil leicht gebogen und auch nicht gleich lang. Deshalb war es auch gut, dass ich nicht gewartet habe, bis der Leim mit den ersten Stangenenden trocken war, sondern direkt auch die zweite Leiste “montiert” habe. Mein Mann musste mir helfen, alles irgendwie zusammen zu halten, denn waren einige Stangen drin, rutschten andere aus. Am Ende hielt aber die ganze Konstruktion und ich habe sie liegend gelassen über Nacht, damit der Leim richtig trocknen konnte. Am nächsten Tag war alles fest, keine Stange kam heraus. Richtig stabil ist das Ganze nicht, kann auch nicht sein, aber es hält ja auch kein Gewicht. Eventuell könnte man die Stangen von der Außenseite in die Seiten-Hölzer verschrauben.
6 – Ggf. das Ganze dann von allen Seiten mit wasserbasierten Lack anstreichen und gut trocknen lassen. Nach der Trocknung ggf. kleine, selbstklebende Silikon-Stopper (auch aus dem Baumarkt) auf der Rückseite der oberen Ecken und unten den “Füssen” anbringen, damit die Leiter nicht rutschen kann – sie steht ja etwas schräg. Alternativ kann man sie ja sicherlich auch fest an der Wand anbringen.
Und so sieht die Papierleiter ungestrichen und dann zum Schluss weiß lackiert aus…
Nachdem ich die Farbe über Nacht trocknen ließ, ging es am nächsten Tag ans Papieraufhängen. Am besten oben anfangen, die erste Stange ist am schwierigsten, ab der zweiten Stange von oben rutschen die Bögen besser übereinander und man kann sie deutlich leichter aufhängen.
Problem (bzw. Tipp) Nummer 1 – weil das Papier lange gerollt war, tendierten viele Bögen, auch aufgehängt sich “zu rollen”, so dass ich sie am Anfang mit “Gewichten” gestreckt halten musste – dafür habe ich Papierclips, wie im Bild, benutzt.
Problem (bzw. Tipp) Nummer 2 – Manche Bögen waren nicht mehr komplett. In diesem Fall das breitere Stück davon nicht unterhalb der Stange lassen (wie im Bild), sondern möglichst darüber legen, damit sich das Papier bei einer eventuellen Verschiebung nicht knickt.
Ich habe mittlerweile über 50 Papiere da und ich musste sie leider überlappen. Manche Bögen sind aber groß, andere kleiner und eine Überlappung war nicht zu umgehen. Das stört mich nicht weiter, es ist nur etwas schwierig, wenn ich ein Papier brauche, was nicht direkt oben drauf liegt. Aber mit etwas Verschieben lässt sich das gut lösen. Und ja, ich habe noch einige Stangen frei, aber wer weiß, vielleicht finde ich noch mehr schönes Papier, wenn ich im Sommer in Kanada bin ;-).
Das weiße Papier unten ist übrigens nicht “normales”, sondern auch Kozo-Papier (Maulbeerbaum-Papier), was auch das Basis für die handbedruckten Chiyogami Papiere ist. Und das mit dem gelochten Muster ist auch japanisch, unheimlich fein (nur 16 g/m2 !) und leicht. Ich weiß zwar noch nicht, was ich damit machen werde, ich konnte dem aber nicht wiederstehen.
Übrigens sind meine Papiere nicht mehr nur aus Japan (Chiyogami Yuzen) – aber immer noch die meisten Bögen – sondern auch aus Nepal (Lokta Papier), USA, England, Italien und Deutschland. Ich benutze sie für die Deckblätter meiner Notizbücher und Alben. Wollt Ihr mehr Details sehen?
Und auch seitlich:
Ich hoffe, mein Tutorial hat Euch inspiriert und es würde mich interessieren, wie Ihr Eure Papierbögen aufbewahrt, falls Ihr auch welche habt bzw. benutzt…
Und falls Ihr auch mit diesem wunderbaren Papier (ich kann mich wirklich nicht satt daran sehen) arbeiten wollt, es gibt noch Plätze frei für meinen Buchbinde-Workshop am 6. Mai in Köln. Hier geht’s lang zu den Tickets. 😉
Verlinkt bei RUMS.
Amely sagt
Das ist echt eine schöne Idee! Sieht an der Wand schon aus wie ein kleines Kunstwerk durch die Kombination der tollen Papiere. Also vielen Dank fürs Teilen!
LG Amely
Miss-Red-Fox sagt
Liebe Amely, danke! Ich freue mich, dass Dir meine Papierleiter gefällt und ja, das stimmt, das ist auch ein bisschen wie Deko für die Wand :-). Liebe Grüße, Ioana
Herbst Liebe sagt
Was für ein toller Anblick. Deine Lösung zur Lagerung ist richtig schön geworden.
Einen Buchbindekurs wollte ich schon immer mal machen und Köln ist gar nicht so weit weg. Mal sehen ob ich es nach unserer Renovierung zu dir schaffe. Bist du gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen?
Herzlichst Ulla
Miss-Red-Fox sagt
Danke, liebe Ulla! Ja, man kann vom Kölner Hauptbahnhof mit der Straßenbahn dahin kommen, ich schreibe Dir eine Mail dazu. Vielleicht sehen wir uns, wäre sehr nett! Liebe Grüße, Ioana
Sabine S. sagt
Diese Aufbewahrungsvariante spukt mir auch schon länger im Kopf herum – aber es hapert am Platz und hast du nicht Angst, daß das Papier ausbleicht?
Du hast da wirklich wunderschöne Schätze dabei.
Danke für die Tips.
♡liche Grüße von
Sabine aus WO(rms)
saras dekolust sagt
Liebe Ioana,
ach, ich bin ja auch ein Fan von tollen Papieren, ist es doch auch mein liebstes Bastelmaterial. Deine Leiter zum Aufbewahren finde ich toll. Ist sie doch mit den Papieren behängt auch so schon ein Dekostück. Ich habe zum Aufbewahren eine extra für diesen Zweck gemachte sehr hohe Kartonbox, in die man die Papierrollen hineinstellt. So schön wie bei dir sind sie dann allerdings nicht präsentiert.
Alles Liebe, Sandra