Ich berichte nun nach und nach über Reisen, die wir in der (jüngeren) Vergangenheit gemacht haben. Dieses Mal geht es nach Lappland in Finnland (es gibt ja auch ein schwedisches Lappland), wir waren da genau Anfang des Jahres 2022.
Das Kartenmaterial habe ich übrigens von OpenStreetMap, unter dem Bild ist der Link zum Urheberrecht bzw. zur Lizenz (Open Database License). Man darf die Karten benutzen und zeigen, man muss nur die Quelle nennen, was ich hiermit tue.
Was ich dieser Karte hinzugefügt habe, ist den “Pin”, der Torassieppi – den Ort, in dem wir waren – markiert, sowie die gestrichelte Linie, die den Polarkreis zeigt. Torassieppi liegt ca. 216 km nördlich vom Polarkreis.
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Hier das Ganze im Detail, wir waren etwa 60 km vom Flughafen Kittilä entfernt:
Im Herbst 2021 beschlossen wir, eine Winterreise zu unternehmen. Was wir aber nicht wollten, waren Touristenmassen (wir waren ja noch mitten in der Pandemie), aber dennoch Schneesicherheit. Und in den Alpen hätten wir weder Schneesicherheit Ende Dezember / Anfang Januar gehabt (es sei denn, oben auf dem Berg vielleicht) gehabt, noch wären dort wenige Menschen unterwegs gewesen.
Wir recherchierten ein bisschen und die Kinder schlugen Skandinavien vor. Wir recherchierten ein bisschen weiter, schrieben einige Mails hin- und her, entschieden uns gegen Schweden (das wäre noch teurer gewesen) und Ende September 2021 buchten wir eine Woche Lappland in Finnland. Mehr oder weniger nah am nördlichen Ende der Welt, weit weg von Massentourismus und definitiv mit Schnee (es hieß, die Temperaturen können dort bis etwa -35° C fallen…).
Am Neujahr 2022 (ja, es war eine seeeehr kurze Nacht, vielleicht mit 2,5-3 Stunden Schlaf nach der Silvesterfeier) fuhren wir zum Flughafen Düsseldorf. Von da aus ging der Flieger nach Frankfurt (komplett falsche Richtung, aber so, warum auch immer, deutlich günstiger???) und dann weiter nach Helsinki. Nach einer Nacht in Helsinki sollten wir am 2. Januar mit dem ersten Flieger weiter nach Kittilä fliegen, um so viel wie möglich vom Tag zu haben. Zurück nach Hause ging’s dann am 7. Januar.
Ich wurde während meiner Instagram-Stories zu dem Zeitpunkt immer wieder gefragt, wo das ist und wo wir gebucht haben, das gebe ich also hier auch gerne weiter – mit dem Hinweis, dass das alles selbst gekauft wurde und wenn das als Werbung betrachtet wird, dann ist das aus Überzeugung und weder beauftragt, noch bezahlt. So, und jetzt genug mit der Bürokratie.
Unsere Reise buchten wir als “Time Out” Paket (plus etwa 2 zusätzliche Tage, wenn ich mich nicht täusche) direkt beim Veranstalter Harriniva. Sie haben drei Locations in Lappland und überall werden mehr oder weniger die gleichen Aktivitäten angeboten. “Unsere” Location war in Torassieppi (manchmal schreiben die das auch Toras-Sieppi o.ä.), am Ufer eines Sees in der Nähe des Pallas-Yllästunturi National Parks, im Torassieppi Eco Reindeer Resort.
Wir hatten eine Hütte (leider ohne Sauna, die waren ausverkauft) für uns alleine und im Paket diverse Aktivitäten (wir wählten dann “Reindeer Experience Local Culture”, Schneemobil Panorama Safari, Aurora Campfire, Husky Tour und Snow-Train – mehr dazu später). Halbpension war inklusive, sowie die Thermo-Kleidung und der Flughafentransport vor Ort, nur die Flüge mussten wir extra buchen. Wir hätten auch noch mehr Aktivitäten wie Eisangeln, Langlaufski oder Schneeschuh Tour zusätzlich buchen können. Es ist leider keine günstige Angelegenheit, aber im Nachhinein war die Reise jeden Cent wert.
Als Vorbereitung für die Reise halfen diverse Infos des Veranstalters, z.B. zum Thema WAS sie an Kleidung zur Verfügung stellen – Thermooverall, Thermostiefel, 2x Wollsocken, 2x Handschuhe (Wolle plus Leder mit Wolle gefüttert), Balaclava (das ist ein Gesichts- und Halsschutz mit Öffnung für die Augen, so wie die F1-Fahrer unter ihren Helmen tragen) und ggf. Helme (Schneemobil-Safari).
Selber mitbringen sollten wir lange Unterwäsche (idealerweise aus Merinowolle – da kann ich nur die von Icebreaker empfehlen, auch wenn sie sauteuer sind, einfach nur sehr gut!), eine zweite warme Schicht Klamotten (Wollpulli, Jogginghosen), eine Wollmütze und Gesichtcreme ohne Wasser als Zutat (also eher die fettigen). Was wir noch zusätzlich dabei hatten, waren dünne (aber dennoch warme) Merino-Fingerandschuhe, damit konnte ich immer wieder meine Hand aus den warmen Fausthandschuhen ausziehen und Fotos machen, ohne, dass meine Hände sofort auf dem Handy einfroren. Es gibt auch welche von Icebreaker, mit denen man das Handy bedienen kann. Ah ja, und Kopflichter sollten wir auch mitbringen, anstelle von Taschenlampen. Da gibt’s auch welche und welche und die Batterien / Akkus sind vor allem wichtig, je nach Temperatur, die sie aushalten können.
Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, meine Spiegelreflexkamera mitzunehmen, aber bei den möglichen Niedrigtemperaturen hätte der Akku nicht lange gehalten. Mein Handy hatte ich dann in einer gepolsterten Hülle am Hals, unterhalb des Overalls, und konnte so die tägliche Lebensdauer des Akkus durch Körperwärme verlängern.
Tag 1 – Helsinki
Wir landeten in Helsinki etwa um 17 Uhr am Neujahr, natürlich bereits im Dunkeln und bei etwa -12° C. Fast ein Kälteschock, nach den (üblichen) relativ “hohen” Temperaturen am Silvester in Deutschland.
Bevor wir aber nach draußen zum Hotel durften, mussten wir noch durch Pass- und Impf- / Corona-Test – Kontrollen. Aber wir hatten alles parat und wir kamen schnell durch.
Wir hatten entschieden, nicht in die Stadt zu fahren (bei Dunkelheit kann man eh’ nicht viel besichtigen bzw. sehen) und blieben in einem Hotel am Flughafen – zumal der Flieger nach Kittilä am nächsten Tag gegen 8 Uhr morgens gehen sollte. Also aßen wir zu Abend im Hotel und gingen, aufregt, ins Bett.
Tag 2 – Helsinki – Kittilä – Torassieppi
Weiterhin im Dunkeln stiegen wir in den Flieger (Norwegian) und mussten erst einmal aus Sicherheitsgründen zum Enteisen. Bei der Kälte verständlich und spannend, nicht nur für die Kinder. Eis oder Schnee auf den Flügel werden mit einer speziellen Flüssigkeit entfernt bzw. es wird eine schützende Schicht angebracht.
Hier noch ein kleines Video dazu (viele Videos hier sind leider im Hochformat, weil ich damals mehr für die Instastory gefilmt habe):
Das ging recht schnell und problemlos, wir mussten nicht lange dafür warten, die machen das ja täglich dort. Hierzulande habe ich schon mal 30-45 Minuten dafür extra im Flieger in München gesessen und gewartet, dass wir an die Reihe kamen. Dort gibt es aber mehrere solcher Anlagen und man kommt schnell dran. Aber vielleicht waren ja auch nicht so viele Flüge am Start früh am Morgen.
In Kittilä landeten wir dann nach etwa 1,5 Stunden, kurz vor 10 Uhr morgens – nur um festzustellen, dass da Dämmerung herrschte, kein “richtiges” Tageslicht, wie wir es für 10 Uhr kennen. Es war ja noch Polarnacht und die Sonne würde sich noch einige Tage gar nicht blicken lassen. Der Himmel war aber sowieso bedeckt und es schneite ein bisschen.
Wir und weitere Reisende, die ebenso nach Torassieppi wollten, wurden mit einem kleinen Bus abgeholt und es ging weiter. Ca. 60 km auf zum Teil komplett beschneite Straßen, und der Fahrer fuhr problemlos, als wäre er auf Asphalt gefahren. Zu Hause wäre mein Auto längst “zu Hause” geblieben und ich wäre mit dem Bus gefahren oder zu Fuß gegangen, aber dort im hohen Norden sind sie ja geübt, bei winterlichen Verhältnissen zu fahren.
Die Landschaft: herrlich in Weiß (Schnee überall) und fast Schwarz (die Bäume). Klasse!
Wir kamen in Torassieppi an, nur um festzustellen, dass da kein richtiger Ort ist, wie wir dachten, sondern nur die “Anlage”, bestehend aus einem Haupthaus (Restaurant und Rezeption in einem), einem Gerätehaus (Skier, Thermosachen etc.) sowie mehreren Hütten und Aurora Domes, alles am Ufer eines (nun gefrorenen und beschneiten) Sees. Umso besser, mitten in der Natur und fern von Zivilisation (vor allem in Pandemiezeiten).
Wir durften das Gepäck in einem Gepäckhaus ausladen (unsere Hütte war noch nicht fertig, es war nicht mal Mittag), das ist das Haus mit den beleuchteten Eisblöcken davor, rechts unten im Bild:
Daraufhin gab’s zu Mittag eine warme Suppe im Haupthaus:
Es hing noch die Weihnachtsdeko, ein Feuer brannte und es war einfach nur angenehm und warm. Wenn man dort im Restaurant sitzt, kann man direkt über den Rezeptionstresen in die Küche dem Koch beim Zubereiten zuschauen. Also alles familiär irgendwie und gemütlich. Wir mussten übrigens vor jedem Essen zeigen, dass wir geimpft waren, und konnten so keine Masken tragen. Es waren aber während der Woche maximal 20-30 Reisende dort, sodass es nie sehr eng wurde und wir uns irgendwie sicher fühlten, was Corona angeht.
Nach dem Essen erkundigten noch ein bisschen die Gegend ums Haupthaus, entdeckten das Materialhaus (rechts im Bild)…
…und bekamen dann unsere Hütte (Nr. 8). Am Eingang waren mehrere Bürsten fest installiert, um sich den Schnee von den Stiefeln zu putzen:
Es gibt dort Einzel- und Doppelhütten, mache mit Sauna, manche ohne. Wir hatten in unserer Einzelhütte ein Wohnzimmer mit einer Feuerstelle, zwei Schlafzimmer, eine kleine Küche und ein noch kleineres Bad. Alles sehr rustikal und einfach eingerichtet, vor allem das Bad irgendwie enttäuschend einfach (für das Geld, was das Ganze kostet). Ich habe nichts gegen rustikal, das würde ich in so einer Hütte am Ende der Welt auch erwarten, aber irgendwie hatten wir uns aus den damaligen Webseitenfotos mehr versprochen. Es war aber doch irgendwie nett und sauber und nachdem wir uns ein Feuerchen machten, auch wärmer als nur mit der normalen Heizung.
Vor dem Abendessen gingen wir noch unser “Material” abholen: Thermokleidung (wie oben beschrieben) und Stiefel, dazu bekamen wir noch Skibrillen (für die Huskyfahrt). Es dauerte ein bisschen, bis wir diverse Größen anprobierten, aber dann waren wir alle vier ausgestattet und mussten nicht mehr in unseren Jeans und Winterjacken frieren.
Eine “Santa Hot Chocolate” und ein Abendessen später und der erste Tag war vorbei. Das Essen (wir hatten Halbpension) gibt’s da in Buffetform, es gibt viel Bio und vor allem lokale Produkte, z.B. Fisch und Rentier- sowie Elchfleisch. Immer eine gute Auswahl, abends auch mit leckeren Desserts. Ich habe da die besten Brownies ever gegessen und ich bekam sogar das Rezept. Ich muss sie mal wieder nachbacken, dann werden sie auch hier zu sehen sein 🙂 .
Tag 3 – Rentier-Schlittentour – Rentierfarm – Eishotel – Aurora campfire
Am nächsten Morgen waren wir, mit Frühstück intus und dick eingemummelt (Lange Merino-Unterwäsche, eine weitere Schicht mit Wollpulli und Jogginghose, zwei Paar Wollsocken, zwei Woll-/Leder-Handschuhe, Balaklava, Wollmütze, Thermooverall und ordentliche Thermo-Stiefel) bereit für die erste gebuchte Aktivität: eine Rentier-Schlittenfahrt mit Besuch der Rentierfarm.
So sieht übrigens 10 Uhr morgens während der Polarnacht, bei -14° C, aus:
Wir liefen mit unserem Guide für den Tag eine Weile Richtung Rentierfarm und durften dann in die Schlitten einsteigen. Decken und Felle zum Warmhalten gab’s genug.
Und los ging’s: langsam und gemütlich (mein Sohn meinte, die Rentiere sind keine “Renn-Tiere” 😉 ) auf dem gefrorenen See. Es knackste und irgendwie war mir mulmig beim Gedanken, auf einem knacksenden gefrorenen See zu sein, aber die wissen dort sehr gut, was sie tun, wie dick das Eis ist und ob sie mit so einer Ladung darauf gehen können oder nicht.
Wie Ihr sehen könnt, weit und breit nur weiß und schwarz und ein Gefühl von Weite und Ruhe, das man sonst nicht so oft bekommt.
Wir fanden es irgendwie schade, dass die Sonne nicht schien und der Himmel nicht blau war, aber so, in schwarz-weiß, hatte man umsomehr das Gefühl, am Ende der Welt zu sein, in the middle of nowhere.
Nach der Fahrt durften wir noch die Rentiere aus der Nähe betrachten, ich hatte sie mir größer vorgestellt.
Zwischendurch fand mein Sohn auch etwas Zeit für einen Schneeengel 😉 :
Und noch mehr Bilder:
Wir konnten anschließend die Rentiere füttern, das Haupthaus der Rentierfarm bewundern und das kleine aber feine Rentiermuseum besichtigen.
Das Haus der dortigen Rentierfarm Lapinkartano steht da seit etwa 1847 und viele Generationen von Samen haben dort gewohnt und sich um die Tiere gekümmert. Eigentlich sind alle Gebäude dort rot, aber die Kälte ließ an manchen Wänden eine weiße, gefrorene Schicht darauf formen, sie sahen wie gezuckert aus. Ich nehme an, die obere Etage des Haupthauses ist nicht beheizt, da sind die Außenwände gefroren, nur unten konnte man die rote Farbe besser sehen:
Anschließend hörten wir uns noch einen sehr interessanten Beitrag im Rentiermuseum. Ich erinnere mich nicht mehr an allem, aber auf jeden Fall daran, dass es in Lappland mehr Rentiere (etwa 200.000) als Menschen gibt. Sie sind Herdentiere und halbzahm. Dort werden sie seit vielen Generationen gehüttet, das war lange fast die einzige Grundlage / Einkommensmöglichkeit des Volkes der Samen.
Die Rentiere folgen ihren jährlichen Wanderrouten, die Menschen schützen sie lediglich vor Raubtieren und schlachten gelegentlich einige schlachtreife Tiere, es besteht quasi eine natürliche Auslese. Es war kein Job, der gut eine Familie ermöglichte, den man war viel unterwegs (erst seit einigen Jahrzehnten benutzen sie Schneemobile oder Motorräder, um mit der Herde “mitzuhalten”).
Wisst Ihr, warum traditionelle Stiefel, wie hier im Bild, die typische, nach oben gebogene Spitze haben? Damit man sie in den Bindungen der Langlaufskier (im Bild weiter oben, neben dem Mantel mit den roten Einsätzen) befestigen konnte!
Am Ende der Tour gingen wir durch den verschneiten Wald (-13° C) zu einer Lappland Kata – das ist eine Hütte mit zentraler Feuerstelle – um zu Mittag zu essen.
Was macht bitte eine Säge im Wald?
Zuerst gab’s Brot, Butter, Käse und saure Gurken.
Eine Runde am Feuer aufwärmen, dann kam der Hauptgang (wir konnten uns selbst bedienen aus vorher dahin gebrachten Warmhaltebehälter). Das hieß Kiusaus und ist ein Rentier-Zwiebeln-Sahne-Kartoffeln-Auflauf, erstaunlich cremig und lecker. Dazu gab’s heißen Beerensaft. Ich muss unbedingt ein Rezept für Kiusaus suchen, das fand ich wirklich lecker. Nur Rentierfleisch, das wird schwieriger zu bekommen in Deutschland, aber vielleicht geht’s auch mit Rind.
Wieder in der “Anlage” angekommen, schaute ich mir noch das “Eishotel” an, das man dort auch buchen kann. Ich wollte ursprünglich auch dort eine Nacht verbringen, aber meine Familie war nicht scharf darauf, bei -3° C zu schlafen (auch, wenn in einem echten Bett und auf Fellen). Im Nachhinein fand ich es auch zu kalt da und ich war froh, doch keine Nacht darin gebucht zu haben (zumal es auch teurer als die Hütte war), aber interessant anzusehen war das dennoch. Meine Familie hatte sich das schon am ersten Tag angeschaut (daher das Foto meiner Tochter in ihrer eigenen Jacke und noch ohne Thermokleidung – die Maske trug sie nur wegen der Kälte).
Schaut Euch an, wie dick diese Eiswand ist (das rote Pfeil)! Irgendwie erinnerte mich das Ganze an die “Mauer” aus Game of Thrones!
DAS macht definitiv Sinn in einem Eishotel! 🙂
Die Zimmer waren sehr einfach und nur mit einem Vorhang als “Tür” (wahrscheinlich daher der Feuerlöscher):
Außerdem gab’s zwei Essräume mit diversen “Gravuren” in den Eiswänden. Rechts im Foto hier unten ist der Eisblock, aus dem ein Tisch hergestellt war.
Der Schwan ist übrigens Finnlands Nationalvogel und auch auf deren Euromünze zu sehen.
Vor dem Abendessen gingen die Kinder noch “Schlitten” bzw. Po-Rutschen / Reifen fahren, neben dem Haupthaus war ein kleiner Hügel, der in Richtung See als Mini-Piste eingerichtet war, inkl. Flutlicht. Und es schneite und schneite…
Ich wollte noch ein bisschen das Schneetreiben auf dem See filmen, dann verließ mich mein Handyakku wegen der Kälte…
Der letzte Programmpunkt des Tages, nach dem Abendessen, hieß “Aurora Campfire”. Zuerst gab’s Marshmallows, Kekse und heiße Getränke (ich meine, Beerensaft, Punch, so was halt) in einem Tipi Zelt am Seeufer, dann das Gleiche vor einer offenen Hütte draußen am Ufer. Aber leider ohne Aurora 🙁 (es war eh’ bedeckt und schneite weiter), dafür mit netten Gesprächen mit anderen Reisenden und mit dem Guide.
Tag 4 – Husky Tour
An diesem Tag hatten wir “frei” bis früh am Nachmittag, verbrachten also die Zeit bis dahin mit Frühstück, Mittagessen, Tee, Kakao, Spielen, Lesen und Schlittenfahren. Und genoßen die Aussicht aus unserer Hütte:
Zu den Huskys liefen wir um ca. 15 Uhr, da wurde es schon langsam dunkel. Es ist so oder so nie so richtig hell dort während der Polarnacht, da die Sonne für eine Weile gar nicht rauskommt, sonder nur etwas Licht “schickt” und ich könnte mir nicht vorstellen, dort zu leben. Mehr wegen des Lichts und weniger wegen der Kälte. Aber anscheinend zieht’s dahin diverse Ausländer, unsere Guides waren aus Holland und aus Köln, die Huskyhütterinnen aus der Schweiz. Alleine der Koch war sicher Finne und vielleicht die eine oder andere Mitarbeiterin im Restaurant bzw. an der Rezeption.
Zuerst wurden uns die Schlitten zugewiesen, je nachdem, wie viele (und wie schwer) wir waren. Mal mehr, mal weniger Hunde waren bereits angeleint.
Die warteten ungeduldig, dass es losging. Es wurde uns erzählt, Huskys machen nichts lieber, als einfach rennen, und wenn man sie lässt, dann tun sie das auch. Daher ist es besonders wichtig beim Huskyschlittenfahren, ordentlich auf den Bremsen stehen zu können, damit man bei Bedarf auch richtig anhalten kann.
Wir erhielten unsere Sicherheitsanweisungen und lernten die Signale, die die Führerin geben würde (Arm hoch, Arm bewegen etc.) zum Losfahren, Bremsen, etc.
Ich durfte mit meiner Tocher zusammen fahren, mein Mann alleine und der Sohnemann ganz vorne, zusammen mit der Führerin. Unsere beiden Huskys (ich weiß nicht mehr, welche Art sie waren, denn sie sahen nicht wie mir bisher bekannten Huskys aus) hießen Frodo (der weiße) und Sydney (der Schwarze). Die Hunde machen da keine zwei Touren hintereinander, sie bekommen genug Zeit, sich nach einer Tour zu entspannen.
Und los ging’s! Zuerst durch den Wald (langsamer), dann auf dem gefrorenen See (schneller). Dennoch nicht so schnell wie sonst, sagte man uns, denn es gab viel Schnee auf dem Eis und das würde uns langsamer machen. Aber auch so empfand ich das Ganze recht schnell, meine Augen tränten viel wegen des Windes (ich habe es geschafft, meine Skibrille im Wald zu verlieren).
Es war eine der coolsten Sachen, die ich jemals gemacht habe, aber gleichzeitig auch total ungemütlich (wegen der Kälte, des Schneefalls und des Fahrtwindes). Ja, wir hatten Thermoklamotten an, aber der Fahrtwind ließ die Temperatur noch niedriger erscheinen und der Schneefall in den Augen machte das Ganze nicht besser. Meine Tochter und ich tauschten die “Rollen” nach halber Strecke (insgesamt ca. 15 km lang), eine saß im Schlitten, die andere Stand dahinter auf den Kufen und bremste bei Bedarf.
Die Hunde aßen übrigens während sie liefen Schnee – wahrscheinlich, um sich zu hydieren -, erleichterten sich aber auch während des Laufens. Hauptsache, weiter kommen und nicht anhalten 🙂 .
Irgendwann wurde es auch richtig dunkel, wir hatten aber Kopflichter. Wenn Schneemobile einem entgegen kommen oder aus einer Seiten”straße”, haben die Hunde Vorfahrt. Hier im Video sieht man, was man seitlich sehen konnte: nämlich nichts! Im Bild danach, rechts, sind die Scheinwerfer, die man sieht, die von Schneemobilen, die uns entgegen kamen.
Am Ende waren wir irgendwie ziemlich angeschneit und leicht gefroren, die Kinder total geflasht von der Erfahrung – sogar mein Sohn durfte lenken und bremsen, erfuhren wir.
Unser letzter Job des Tages war noch Geschirre der Hunde entfernen, auch eine interessante Erfahrung:
Sie waren ziemlich platt, oder zumindest hatten wir das Gefühl, dass sie es waren, aber es wurde uns immer wieder erklärt, dass sie nichts anderes lieber machen, als im Schnee zu laufen. Und die diversen Hunde”teams” würden auch gewechselt, sodass ein Team nicht hintereinander zwei Touren machen muss.
Tag 5 – SChneemobil Tour & AURORA SNOWTRAIN
Hier ein Bild von einer Hütte, die gegenüber unserer stand, an diesem Vormittag: 10 Uhr morgens, -14° C.
Wir hatten den Vormittag auch an diesem Tag frei, die Schneemobil-Tour – genannt Snowmobile Panorama Safari – sollte am Nachmittag startet, und zwar im nächsten “Ort”, wo es ein Schwester-Hotel gibt, in Jeris. Dahin wurden wir mit dem hoteleigenen Bus gefahren.
Nach einer ausführlichen Anleitung, wie man Schneemobil zu fahren hat, über die Verkehrs- und Vorfahrtsregeln (ja, es gibt welche, obwohl es keine “Straßen” gibt), über die Armzeichen, die die “Safari”-Leitung, die vorneweg fährt, gibt (und die man selber wiederholen soll, damit auch der letzte sie nocht mitbekommt), über die üblichen Geschwindigkeiten (30-50 kmh im Wald, wenn ich mich richtig erinnere, bis zu 80 auf dem gefrorenen See, an dem Tag aber langsamer, weil viel Neuschnee), darüber, dass man auch für jedes kleine Teil (wie eine Kufe, die auch nicht gerade günstig ist) als Fahrer haftet (samt Unterschrift vorab, versteht sich)… habe ich Panik bekommen und wollte partout nicht mehr selber fahren.
Keine Ahnung, was in mir auf einmal vorging, ich konnte mir das auch nicht erklären, aber die Aussicht, 30 km bzw. 1,5 Stunden mehr oder weniger rauschend durch Dunkelheit und Kälte selbst zu fahren, ließ mich nicht mehr ruhig atmen und ich verzichtete dankend… Unsere Tochter hätte mehr als dankend die Aufgabe übernommen, sie durfte aber nicht, da sie zu dem Zeitpunkt noch nicht 18 war. Unser Sohn mit knapp 12 erst recht nicht. Sodass die Safari-Leiterin entschied, dass sie nicht nur unseren Sohn, sondern dann auch mich in dem Schlitten, den sie hinter ihr Schneemobil hatte, mitnahm. Unsere Tochter sollte dann als Beifahrerin auf dem Schneemobil meines Mannes mitfahren.
Es folgte noch die zum Teil langwierige Suche nach einem passenden Helm für alle, aber dann waren wir endlich fertig – deutlich später als angesagt, und wir durften starten. Es war ja schon fast dunkel…
Einige Fotos hier sind übrigens nicht von mir, sondern von unserer Safari-Leiterin Jenni, die hat die Fotos dann mit uns geteilt und mir die Erlaubnis gegeben, sie zu zeigen. Die Fotos von ihr markiere ich entsprechend. Ich habe dennoch mein Wasserzeichen mit dem Logo darauf gesetzt, damit ich die Fotos leichter wiedererkennen kann, sollten sie mal kopiert werden, was leider oft genug passiert…
Hier oben seht Ihr meinen Sohn und mich im Schlitten des ersten Schneemobils, dick eingepackt in Decken. Und dennoch war eins uns ziemlich kalt bei der Fahrt. Ich habe ihn fast die ganze Zeit umarmt, um ihn wärmer zu halten, am Ende waren wir beide aber dennoch durchaus gefroren. Ich will nicht wissen, wie es denen auf den Schneemobilen – ohne Decken – erging. Beim Start gegen 15 Uhr waren es bereits -17°C.
Wir fuhren viel durch den Wald und auf dem gefrorenen See – unendlich viel Schnee, soweit das Auge reichte.
Zwischendurch machten wir auch kleine Pausen, damit Jenni sehen konnte, ob alle ok sind und zum “Füße vertreten, Arme bewegen und aufwärmen”. Unsere Tochter nutzte dann eine dieser Gelegenheiten, um sich als “Fahrerin” auf dem Schneemobil fotografieren zu lassen 😉 :
Hier noch einige Impressionen von der Fahrt:
Nach einer halben Stunde war es bereits dunkel, die Bilder hier sind gegen 15:35 Uhr entstanden:
Nachdem wir an der Hälfte der Tour angekommen waren, machten wir wieder eine kleine Pausen und kehrten um. Auf dem Rückweg trafen wir auf andere Safaris und wenn ich mich richtig erinnere, mussten wir denen auch Vorfahrt gewähren.
Alles in allem eine interessante Tour, wahrscheinlich auch für die, die selber gefahren sind und nicht so Angsthasen wie ich waren. Dennoch super kalt. Ich war froh, dass wir die Visiere der Helme schließen konnten, das nahm zumindest etwas vom Fahrtwind weg. Für Fotos in solchen Bedingungen empfiehlt sich auf jeden Fall, das Handy warm unter der Jacke zu halten (zum Beispiel an einer Handykette gebunden) und nur dann herauszunehmen, wenn man fotografieren möchte. Und Handyhandschuhe zu benutzen…
Als Abendessen wählte ich dann ein typisches Saami-Essen: gesalzenes Rentierfleisch samt Kartoffeln und Preiselbeeren. Nicht gerade ein Gourmet-Essen, aber warm und nach so einer Tour genau das Richtige.
Für den späten Abend hatten wir eine sogenannte Snowtrain-Safari gebucht. Ein Snowtrain ist ein Schneemobil mit einer Art Schlitten mit Überdachung dahinter, man konnte gut nach draußen schauen, aber ohne zu sehr zu frieren.
So sah es aus, während der Snowtrain fuhr:
Die Idee war, dass dieser Schneezug uns zu einer Lichtung im Wald führte, wo wir beim Feuer, Tee und Snacks auf die Nordlichter warten sollten. Dort stand sogar eine kleine Hütte und ein weiterer Mitarbeiter des Hotels wartete dort auf uns – wie sich herausstellte, er kam von hier von “nebenan”, aus Köln 🙂 .
Es war nett und wir haben zusammen mit anderen Gästen dort eine schöne Zeit beim Feuer verbracht, leider ohne (bemerkenswerte) Nordlichter… Und am Ende sind 1,5 Stunden in der Kälte, ohne Bewegung, doch etwas lang, vor allem, wenn keine Nordlichter zu sehen sind (obwohl die Wolken endlich weg waren an dem Abend). Aber einige Sterne konnte ich doch fotografieren.
Hier ist das, was an Nordlichtern letztendlich zu sehen war, ein minimalster grünlicher Schimmer in der Ferne. Aber schon mal besser als gar nichts…
Das steht seit so langer Zeit auf der Liste der Sachen, die ich erleben will und wir fanden es so schade, dass man doch keine Nordlichter sehen konnte. Wären wir bloß einen Tag oder zwei früher da gewesen, da sollen sie richtig schön gewesen sein, die Lichter. Egal, es war dennoch ein richtig schöner Urlaub und es wird sich hoffentlich ein anderes Mal die Gelegenheit ergeben, Aurora zu sehen.
Tag 6 – Freier Tag & Aurora Domes
An unserem vorletzten Tag hatten wir nichts auf dem Programm außer den Umzug in einen der Aurora Domes. Das sind riesige Zelte aus Plane, mit “echtem” – sogar geheizten – Fußboden, schön gelegen am Seeufer – allerdings ohne Bad. Durch die große “Fenster” Öffnung vorne hat man die Chance, aus dem Bett die Nordlichter zu sehen – wenn sie da sind.
Wir hatten den am weitesten entfernten Dome bekommen, und der Gang durch den Wald dahin sah so aus:
Von außen sieht das Dome / runde Zelt dann wie ein Iglu aus, mit echter, abschließbarer Tür und einem kleinen Flur, der als Garderobe dient:
Unser Dome hieß “Tonttu”, das bedeutet Heinzelmännchen und das Zelt war entsprechend so dekoriert:
Mit dem frisch gemachten Feuer im Ofen war es super gemütlich und schön. Und warum wir nicht die ganze Zeit dort gewohnt haben, sondern in der doch sehr spartanisch eingerichteten Hütte? Nun, die Aurora Domes sind schon deutlich teurer als die Hütten und ohne Bad ist das keine Lösung für eine ganze Woche. Im Sommer wären die 200m zu den Toiletten kein Problem gewesen (wie gesagt, wir hatten das letzte Zelt in der Reihe), aber im Winter bei -15°C oder weniger… alle Schichten Klamotten und die Schneeschuhe anziehen, wenn es schnell sein muss, und dann durch die Dunkelheit durch den Wald laufen… danke, aber nein, danke. Die Lösung hieß für mich wenig trinken am Abend, direkt vor dem Schlafen zur Toilette gehen und dann bis morgens irgendwie aushalten.
Hier nochmal unser Dome von vorne. Alles in allem eine recht tolle Erfahrung, die aber MIT inkludierter Toilette noch besser wäre 😉 .
Tag 7 – Abflug
Am letzten Tag kam endlich, endlich, die Sonne wieder raus – in allen Sinnen des Wortes. Es war nicht nur wolkenfrei, sondern – später am Tag – kam die Sonne wirklich raus, auch, wenn nur für eine sehr kurze Zeit (gleich mehr dazu). Die Polarnacht wurde also kürzer. Schade, dass wir wieder nach Hause gehen mussten.
10:15 Uhr und -15°C.
Ich lief zum See und erlebte eine komplette Ruhe dort, die ich sonst nie und nirgendwo bisher erlebte.
Nichts war zu hören. Komplette Stille. EXTREM entspannend.
Und dann wieder diese schönen verschneiten Landschaften, endlich mit blauem Himmel im Hintergrund:
Auf dem Weg zum Flughafen war die Sonne immer noch nicht raus, dafür war alles Rosa und Hellblau und wunderschön. Dieses Bild ist bis heute noch mein Handy-Hintergrundbild.
Am Flughafen: einige Schaukelstühle vor dem (künstlichen) Feuer in der Wartezone und gefrorene Außenbereiche.
UND: die Sonne, endlich!
Genau um 12:54 Uhr kam sie raus, um 13:08 Uhr war sie schon wieder weg… Aber, hey, 14 Minuten Sonne sind besser als keine Minute 🙂 .
Kurz nach dem Start sahen wir ein Skigebiet aus dem Flugzeug – cool irgendwie.
Gefrorene Flüsse und Landschaften und das Licht und die Farben weiterhin schön. Nur was auch immer diese schwarze “Schlange” mitten in der sonst komplet gefrorenen Landschaft war, ist mir nachwievor ein Rätsel:
Fazit:
So eine Reise ist teuer. Punkt. Es kostet für vier Personen für eine Woche inklusive Flüge, Unterkunft, Transfers, Essen und Aktivitäten mehrere Tausend Euro. Es ist kein Zuckerschlecken. Aber wir haben keinen Cent dieser Kosten bereut. Die ganze Woche war ein Traum, von den Landschaften bis zu den Aktivitäten – und vor allem das Gefühl zu haben, komplett am Ende der Welt zu sein, in enormer Ruhe. So eine Woche dort entschleunigt massiv und gibt einem Kraft. Es hat gut getan, mitten in der Coronazeit etwas “Normalität” zu haben und es war dafür genau die richtige Location – weg von den Touristenmassen in den Alpen – und sogar mit Schneesicherheit.
Wir hätten viel mehr unternehmen können, Eisangeln, Ski-Langlauf, spatzieren gehen – aber so war es genau richtig, eine gute Kombination aus ein bisschen Action und vor allem viel Ruhe. Wir haben viel gelesen und kleine mitgebrachte Brettspiele gespielt in den freien Zeiten, wir haben gut gegessen und frische, saubere Luft (ok, doch etwas zu kalt) geatmet. Und sind dankbar dafür, dass wir diese Reise unternehmen konnten.
Wenn Ihr Fragen zu der Location, dem Veranstalter / Hotel, den Aktivitäten oder sonst was habt – gerne her damit!
P.S. – Diese Reise haben wir, wie sonst auch immer und am Anfang des Posts bereits erwähnt, komplett selbst bezahlt. Es gilt sicherlich als Werbung, dass ich schreibe, in welcher Anlage genau wir waren, wir haben jedoch keinen Cent dafür bekommen, dass ich darüber schreibe (und die wussten ja nicht mal, dass ich darüber schreiben werde). Es hat uns dort sehr gefallen und aus dieser Überzeugung schreibe ich auch diesen Post. Ich hoffe, ich konnte Euch ein bisschen inspirieren!
Louise aus NRW sagt
Supertoll, Danke für den ausführlichen Bericht!
Meine beste Freundin war im Dezember auch da und hat sehr von Schnee und Nordlichtern geschwärmt.
Eigentlich sollte ich mir mal was für den sommer übnerlegen, aber stattdessen plane ich gerade insgeheim schon für nächstes Jahr Lappland. Das wirkt alles wie eine ganz andere Welt. 🥰
miss red fox sagt
Danke fürs Lesen! Es hat uns super gefallen dort, ja, eine ganz andere Welt. Im Sommer ist es bestimmt auch toll – nur halt anders. Angeln, wandern, so was. Ich sehe gerade, dass die Anlage, in der wir waren, im Sommer nicht öffnet, wenn das für dich eine Option ist, aber es wird sicherlich andere ähnliche Anlagen geben, die auch im Sommer öffnen. Ansonsten kann ich den Winter dort nur empfehlen.