Als wir in Kyoto waren, haben wir uns nicht nur die Stadt angeschaut, sondern auch einige Ausflüge gemacht: zum Tempel Fushimi Inari Taisha, nach Nara und ganz am Ende, als wir aus Kyoto Richtung Miyajima losfuhren, haben wir uns auch noch Himeji angeschaut.
Für Nara sollte man jedenfalls einen ganzen Tag einplanen, zumal die Reise dorthin ca. eine Stunde dauert. Für Fushimi reicht auch ein halber Tag und für die Himeji Burg inklusive Koko-en Garten muss man nicht mehr als 2-3 Stunden einplanen, zzgl. Fahrt dahin und zurück.
Als weiteres Ausflugziel rund um Kyoto hatten wir uns den Bambuswald in Arashiyama ausgesucht, das haben wir aber leider zeitlich nicht mehr geschafft.
Nara
Nara war im 8. Jahrhundert die Hauptstadt Japans, dementsprechend gibt es viel, was man sich da ansehen kann. Das war der Tag, an dem wir am meisten zu Fuß liefen – ca. 16 km! – und das bei Hitze. Es war ziemlich anstrengend. Das Problem ist, dass nicht so viele Busse fahren, trotz der Größe der Stadt. So muss man halt viel laufen… aber mit genug Pausen und viel Wassertrinken war das sogar für die Kinder machbar.
Typisch für Nara sind die Hirsche, die man wirklich fast überall trifft: im Park, in den Tempelanlagen… Sie sind sehr zahm und gewohnt, Futter (spezielle Kekse, die in jedem Laden auf der Straße verkauft werden) von den Besuchern zu bekommen. Sie haben sich sogar angewohnt, sich vor einem zu verbeugen, so wie die Japaner das ja auch tun. Das sieht dann total witzig aus! 🙂
Isuien Garten
Zuerst haben wir uns den Isuien Garten angeschaut. Der Besuch ist nicht kostenlos (ca. 7,20€ für einen Erwachsenen), aber der Garten ist wunderbar. Direkt am Eingang begrüßte uns eine ältere Dame, die uns sagte, sie sei unsere Führerin und würde uns einiges zu dem Garten erzählen. Es gibt viele Senioren, die dort so etwas auf Volontärbasis machen und freuen sich, ihre Fremdsprachenkenntnisse benutzen zu können und auch ein bisschen über “ihre” Touristen bzw. deren Land zu erfahren.
Japanische Gärten sind oft so angelegt, dass sie die Natur wiederspiegeln. Ihr werdet also nie in einem solchen Garten etwas finden, was symmetrisch oder offensichtlich künstlich angelegt ist. Ein Mikro-Kosmos quasi, die Naturelemente werden “in klein” dargestellt: Steinbrocken sind die Berge, Bäume natürlich die Wälder und Wasser gibt es meistens auch. Sogar in Zen-Gärten stellen die perfekt in Form gekehrten Kiesflächen Seen oder das Meer dar, soweit ich weiß.
Meine Bilder stellen den Charme des Isuien-Gartens bei weitem nicht richtig dar. Man muss da sein, um den Garten ideal wahrzunehmen und ihn genießen zu können. Was mich dort – und in anderen Gärten in Japan auch – am meisten fasziniert hat, ist nicht nur die Schönheit des Gartens, sondern auch, dass man sich von der Außenwelt komplett abgeschnitten fühlt. Es ist auf einmal ruhig und nicht mehr hektisch wie auf der Straße, das Wasser plätschert leise, man nimmt die Natur mit allen Sinnen wahr.
Weiß jemand, was das für eine Pflanze ist? Ich kenne mich da nicht aus, ich fand sie aber toll und könnte sie mir gut in meinem Garten vorstellen…
Nara “City”
Nach dem Besuch des Gartens liefen wir noch eine Weile durch die Stadt, um etwas Passendes zum Mittagessen zu finden. Wir entdeckten dabei einige zeichnende ältere Herren, schöne Privathäuser (DAS Haus hier würde mir richtig gut gefallen) und auch eine Rikscha.
Zu Mittag aßen wir dann auf der winzigen Gartenterrasse (zwei Tische) eines familiär geführten “Cafés”, es war lecker, aber es dauerte eine Weile, bis wir ALLE das Essen auf dem Tisch hatten. Das scheint in Japan nämlich Gang und Gäbe zu sein, wir haben das auf jeden Fall oft genug erlebt, dass manche von uns fast fertig waren und die anderen noch kein Essen hatten. Das liegt wohl daran, dass die Japaner davon ausgehen, dass man das Essen immer für alle bestellt. Dass für uns völlig normale “pro Person ein Hauptgericht” ist da eher unüblich.
Todai-ji Tempel
Nach dem Essen liefen wir zum großen Todai-ji Tempel. Dessen Haupthalle – Daibutsuden – ist das größte rein aus Holz gebaute Gebäude der Welt – fast 60 m breit, 50 m tief und knapp 50 m hoch! Einfach riesig! Darin befindet sich Japans größte Buddha-Statue. Wir sind allerdings nicht im Tempel drin gewesen, denn wir waren schon ziemlich k.o. nach einem halben Tag Lauferei durch die Hitze. Und super voll war es auch…
Dafür schauten wir uns das große Tor des Tempels an, Nandai-mon. Das ist, mit über 25 m Höhe, das größte Tor eines japanischen Tempels überhaupt.
Innerhalb des Tores befinden sich zwei Wächter-Statuen, eine mit geöffneten und eine mit geschlossenem Mund. Das soll den Anfang und das Ende symbolisieren. Sie sind jede ca. 8,5 m hoch und komplett aus Holz.
Nara Park / Kasuga Taisha Schrein
Am Ende des Tages liefen wir weiter durch den Nara Park und schauten uns noch den Kasuga Taisha Schrein an.
Schön fanden wir den nicht nur wegen seiner roten Farbe, sondern auch wegen den unzähligen Laternen.
Außerdem kann man dort hirsch-förmige Wunschtäfelchen aufhängen, sonst sind sie ja eher eckig / trapezförmig, so wie zum Beispiel die am Meiji Schrein in Tokyo. Nicht so meins…
Die Kellen an der Reinigungsstelle fand ich aber sehr hübsch.
Ich möchte mir – irgendwann mal – unbedingt mal einen kleinen japanischen Brunnen im Garten einbauen lassen, dann würde ich auch solche Bambuskellen dazu legen…
Überraschenderweise fand gerade auf der Schreinanlage eine shintoistische Zeremonie (oder vielleicht war es ein Wettbewerb, wer weiß) mit Bogenschießen statt. Es gab mehrere Gruppen à 4-5 Schützen – auch Frauen – die sich ständig beim Schießen abwechselten.
Leider musste ich alle Fotos über den Köpfen von gefühlt 100 Menschen machen. Wir wussten ja nicht, dass das stattfinden würde und waren demensprechend nicht von Anfang an da…
Mein Fazit zu Nara: man muss sich Zeit nehmen und gut überlegen, was man sehen möchte. Alles ist an einem Tag ein bisschen zu viel. Die Stadt bzw. die Sehenswürdigkeiten sind ziemlich weit voneinander entfernt und man läuft entsprechend viel. Aber es ist eine sehr schöne Stadt, es hat uns gut gefallen dort, trotz der Hitze und der Anstrengung.
Fushimi Inari-Taisha
An einem anderen Nachmittag fuhren wir die kurze Strecke vom Kyotoer Hauptbahnhof nach Fushimi. Das ist ein Stadtbezirk Kyotos und es beherbergt den shintoistischen Fushimi Inari-Taisha Schrein. Gewidmet ist er dem Kami Inari, der Gottheit der Fruchtbarkeit, des Reises und der Füchse (miss red fox ;-)).
Vor allem aber ist der Schrein bekannt für seine Tausende roten Toriis, die in mehreren Alleen entlang des Berges aufgestellt sind. Angeblich sind es nur 1000, aber wir hatten das Gefühl, dass es deutlich mehr waren.
Man kann also unten anfangen und bis zur Spitze des Inari Berges klettern. Der ist “nur” 233 m hoch, aber dadurch, dass die Wege / Treppen nicht gerade verlaufen, ist die zu laufende Strecke ziemlich lang.
Wir hatten mal wieder einen sehr heißen und auch schwülen Tag erwischt, sodass es mitunter sehr anstrengend war, bis nach oben zu gelangen. Aber mit Pausen war das dann doch machbar, die 14. Station – die Spitze – zu erreichen.
Es lohnt sich, dran zu bleiben und sich nach oben “zu kämpfen”: je höher man kommt, desto weniger Menschen sind nämlich unterwegs und man hat dann die roten Toriis zum Teil nur für sich!
“Unten”, wo die meisten Toriis dicht beianander stehen, war es leider ziemlich voll. Aber man konnte ein bisschen warten, bis mehrere ihre Fotos machten und dann lief man weiter. Ich habe gehört, ganz früh am Morgen oder am Abend hätte man die ganze Anlage mehr oder weniger nur für sich gehabt, aber sooo früh aufstehen wollten wir dann doch nicht.
Die Toriis sind von Privatpersonen oder Firmen gespendet, habe ich mal gelesen, auf einer deren Seiten stehen dann die Namen der Stifter. So ein Torii kostet ab ca. 1500€, solltet Ihr irgendwann mal eins stiften wollen ;-).
Viele davon waren leider ziemlich verwittert oder fehlten komplett, andere hingenen sahen sehr neu aus. Alles in allem ist das aber eine schöne Idee und wunderbar zum Fotografieren, vor allem wenn die Sonne scheint.
Die Füchse – das ist ja der Schrein der Fuchsgottheit – waren quasi überall in Form von Steinstatuen und oft mit Lätzchen versehen (womöglich auch als Opfergabe gestiftet, wer weiß).
Enlang der Bergpfade gibt es immer wieder kleine Altare, wo man die gekauften Miniatur-Toriis mit seinen Wünschen und Kerzen aufstellen kann. Als schönes Souvenir kann man sie natürlich auch kaufen.
Auch ein schönes Andenken sind die 3er Sets Füchse, die waren aber so teuer (ca. 30-40€), dass ich das sein gelassen habe.
Wie an jedem Schrein, kann man in Fushimi auch Wahrsager-Zettel ziehen. Wenn das, was darauf steht, keine Segnung ist, sondern einen Fluch, befestigt man den Zettel mit einem Knoten an einer speziellen Wand oder an einem Baum. Wenn diese Wand voll ist, werden die Zettel abgemacht und verbrannt, sodass das Böse vernichtet wird.
Mein Fazit: Fushimi ist auf jeden Fall eine Reise wert, am besten besucht Ihr den Schrein mit dem Torii-Berg aber ganz früh am Morgen oder später Richtung Abend, wenn weniger los ist.
Himeji
Burg Himeji
Die Burg Himeji – oder die Weiße Burg – wollten wir unbedingt auf unsere Reise von Kyoto nach Miyjima anschauen. Wir fuhren also von Kyoto los (ca. 1 Stunde), besuchten die Burg und den angrenzenden Koko-en Garten und fuhren dann weiter, unser Gepäck war währenddessen im Schließfach am Bahnhof. Man kann aber auch problemlos eine (Halb)Tagestour ab Kyoto machen und abends wieder zurückkommen.
Die Burg stammt aus dem 17. Jahrhundert und gehört zum Unesco Weltkulturerbe. Das Schöne ist, dass die Burg die Bombardements im 2. Weltkrieg ziemlich unbeschädigt überstand, im Vergleich zum Beispiel zur Osaka Burg, die neu errichtet werden musste.
Burg Himeji an sich ist stufenförmig und als Fachwerk gebaut, eine Skizze und ein hölzernes Modell verdeutlichen dies bestens.
Innen muss man, zum Schutz der Stein- und Holztreppen, die sich noch im Originalzustand befinden, die Schuhe ausziehen. Man bekommt eine Tüte dafür und man trägt diese dann bis nach oben und wieder zurück nach unten.
Man muss aber gut aufpassen, denn die Treppen sind mitunter ultrasteil, eng und sehr rutschig.
So schön das weiße Äußere der Burg ist, so enttäuschend das Innere. Gut, wir wissen sehr genau, dass Japaner minimalistische Architektur und Einrichtung mögen, aber da war praktisch gar nichts drin. Leere – in immer kleiner werdenden Räumen – so weit das Auge reichte. Ein Altar irgendwo und das Modell aus Holz, aber das war auch alles. Seeehr minimalistisch.
Sicherlich gab es damals die Futons, die es nicht bis in unserer Zeit schafften, aber sonst: keine Tische? Keine Schränke? Nichts.
Dafür eine letzte blühende Kirsche vor der Burg. Die Blüten waren fast so groß wie Aprikosen. So was habe ich noch nie gesehen!
Koko-en Garten
Direkt im Anschluß liefen wir zum benachbarten Koko-en Garten, der uns noch mehr als der Isuien Garten in Nara gefiel.
Der Koko-en Garten ist in acht oder neun Abschnitte unterteilt. Es gibt z. B. einen Bambus-Garten, einen Steingarten, einen Pinien-Garten, einen Teehaus-Garten und einen Blumengarten, dazu der fast obligatorische Teich mit Kois und diverse Brücken.
Hier galt für uns wieder einmal: weg vom Trubel der Stadt, rein in die Ruhe-Oase und die Zeit genießen! Super schön und entspannend.
Die Einteilung in verschiedene Gärten fand ich sehr interessant, dort würde jeder etwas finden, was er mag. Aber japanische Gärten sind so oder so wunderschön und etwas Besonderes.
Mein Fazit: Himeji ist jedenfalls eine Reise wert, die Burg allerdings nur bedingt von Innen, es sei denn, man steht auf leere Räume…
Am Ende, im Bahnhof, sammelte ich noch meinen Stempel und wir fuhren weiter. Das ist fast wie eine Sportart unter vielen Japanern, Bahnhof-Stempel (“eki stamp”) sammeln. Außerdem hat man die Möglichkeit, sich in Tempeln und Schreinen auch in ein eigens dafür mitgeführtes Buch etwas stempeln (“goshuin”) und Wünsche kalligraphieren zu lassen.
Aber wehe, man mischt beides – “heidnische” Bahnhof-Stempel und göttliche Tempel-Stempel, das sehen die Mönche gar nicht gerne! Ich habe es aber dennoch geschafft, in einem selbst gebundenen Notizbuch (natürlich mit japanischem Papier und japanischer Bindung) beides zu sammeln bzw. stempeln zu lassen ;-). Hier hat oft auch geholfen, meine Tochter vor zu schicken, denn die haben die Mönche etwas wohlwollender behandelt, als mich als Erwachsene, die es eigentlich besser wissen sollte…
Als nächstes nehme ich Euch zur heiligen Insel Miyajima und nach Hiroshima mit!
Hier der besseren Übersicht halber noch mal alle Teile des Reiseberichts:
- Tokyo
- Fuji
- Kyoto
- Ausflugsziele aus Kyoto: Nara, Fushimi Inari, Himeji (das hier)
- Miyajima und Hiroshima
- Ausflugsziel aus Tokyo: Kamakura
- Papier- und Schreibwaren-Shoppingtipps
- Food und Einkaufen
Erzählt mal, wie handhabt Ihr es am liebsten auf so einer Reise: ein “Hauptquartier” haben und von da aus Tagesausflüge machen oder doch rumfahren und sich alles der Reihe nach anschauen?
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