Am vierten Tag nach der Ankunft in Japan machten wir uns auf den Weg zum Fuji, wir wollten die Gegend um den berühmten Vulkan zwei volle Tage lang erkunden.
Shinkansen fahren
Unsere erste Shinkansen-Fahrt stand auf dem Programm! Wie bereits im Tokyo-Post erwähnt, hatten wir unsere Japan Rail Pässe bereits in Deutschland gekauft und in Tokyo die Sitzplätze reserviert.
Man darf mit dem Pass fast alle Shinkansen benutzen, man sollte in der Hochsaison nur rechtzeitig seine Sitzplätze reservieren.
Viele hatten uns vor der Reise gefragt, wie wir im Land – und vor allen an den Bahnhöfen – dann mit der uns unbekannten Sprache klarkommen würden. Ja, ich habe angefangen, ein bisschen Japanisch zu lernen, aber das reicht bei weitem nicht, vor allem, wenn man Kanjis lesen soll.
ABER: an allen Bahnhöfen und U-Bahnhöfen, die wir bereist haben, stand alles nicht nur in den unbekannten Kanjis, sondern auch im einfacheren Hiragana Alphabet und auch auf Englisch. Somit haben wir zu keinem Zeitpunkt ein Problem gehabt, unseren Gleis zu finden! Sogar dann nicht, wenn wir in einem riesigen Bahnhof wie Tokyo oder Kyoto waren.
Am Gleis kauften wir uns unsere ersten Bento Boxen (im Shinkansen darf man nämlich ausnahmsweise essen, ansonsten ist es verpönt, unterwegs zu essen – die Japaner legen halt viel Wert auf das Essen, man isst einfach nicht beim Laufen oder in der U-Bahn!).
Der Zug kam an, die Sicherheitstore am Gleis öffneten sich, Fahrgäste stiegen aus, das Reinigungspersonal (mehrere Personen pro Wagen), das bereits am Gleis wartete, verbeugte sich tief vor ihnen, ging rein, putzte, kam heraus, verbeugte sich noch einmal tief vor den neuen, wartenden Fahrgäste und gingen von dannen.
Wir durften einsteigen. Genug Platz und viel Ruhe. Wir hatten Sitze auf der rechten Seite, um den Fuji später sehen zu können (wenn er sich blicken ließ) und fuhren los.
Eine gute Stunde später kamen wir in Mishima an (für den Fuji fährt man entweder nach Odawara oder halt nach Mishima, ein bisschen weiter), liefen dort zur Autoverleihstation und bekamen problemlos den Wagen. Wie bereits im ersten Post erwähnt, ist dies in Japan für Deutsche nur möglich, wenn man seinen deutschen Führerschein ins Japanische übersetzen lässt, internationale Führerscheine bringen einem da nämlich leider gar nichts.
Und wie lässt sich ein Auto auf der für uns falschen Straßenseite und mit Navi auf Japanisch fahren? Wir kannten Linksfahren bereits aus England und Australien, das war schon mal kein Problem. Die Navis haben dann zwar eine japanische Anzeige, man kann die gesprochene Sprache aber auch auf Englisch umstellen.
Und da es in Japan quasi keine richtigen Adressen mit Straßennamen und Hausnummern gibt, sondern komplizierte Kombinationen, bedient man die Navis am besten mit den Telefonnummern der Orte, wo man hinfahren möchte. Diese sind nämlich nicht zwei Mal vergeben, sodass man das Hotel zum Beispiel eindeutig über dessen Telefonnummer finden kann. Zack, Problem gelöst! (Die Taxifahrer in Tokyo oder Kyoto fahren angeblich auch nach dem gleichen Prinzip, wenn sie die Adresse nicht kennen).
Unser Hotel war in Kawaguchiko, nördlich des Fuji, Mishima ist im Süden. Wir hatten also vor, einmal den Fuji zu umrunden, um zwei Tage später das Auto wieder abzugeben und weiter nach Kyoto zu fahren.
Zuerst einmal fuhren wir zu einem Lookout (Daikanzan Observatory), von dort konnten wir den Fuji bewundern, wie er über dem Ashi See bei Hakone thronte. Wir hatten ein riesiges Glück, den Berg sehen zu dürfen, denn für gewöhnlich lässt er sich eher in den Wintermonaten sehen und eher selten im Frühling / Sommer. Das war nämlich einer meiner größten Wünsche für die Japan-Reise: den Fuji zu sehen. Perfekt!
Ashi See
Rundfahrten
Am Ashi See kann man Rundfahrten mit “Piratenschiffen” buchen. Die sehen cool aus, die Kulisse ist schön – aber, ehrlich? Das kann man sich ruhig sparen… Je nördlicher man entlang des Sees fährt, desto weniger sieht man vom Fuji und der schönste Anblick ist eh’ der vom südlichen Seeufer in Moto Hakone, mit dem Berg im Hintergrund und mit dem roten Torii rechts. Aber die Kinder wollten die Tour unbedingt machen…
Hakone Schrein
Das rote Torii des Hakone Schreins steht im Wasser am Seeufer. Ein Torii ist quasi die Grenze zwischen der göttlichen und der “normalen” Welt, man sollte nie mittig, sondern nur links oder rechts darunter hergehen und die meisten Japaner verbeugen sich auch, wenn sie unter einem Torii sind.
Es gab eine regelrechte Schlange (halbe Stunde bestimmt!), um sich unter dem Torii fotografieren zu können. Die Wartezeit haben wir aber bei dem tollen Wetter gerne auf uns genommen.
Wir fuhren dann weiter und hatten uns entschieden, die “schöne” Route westlich des Ashi Sees zu nehmen, die Ashinoko Skyline. Das ist zwar eine kostenpflichtige Mautstraße, aber: hey! Sie verläuft so, dass man wunderbare Ausblicke zum Fuji und zum See hat und das sollte einem die paar Yen wert sein.
Fuji View Hotel
Rund um den Fuji liegt nicht nur der Ashi See, sondern auch die sogenannten Fuji Five Lakes: Kawaguchi, Yamanaka, Motosu, Shoji, Saiko. Unser Hotel – Fuji View Hotel – war am Ufer des Kawaguchi Sees.
Schon bei der Ankunft im Garten des Hotels waren wir baff: soweit man sehen konnte nur rosa und weiß blühende, zum Teil riesige Kirschbäume und dahinter der Fuji. Wow, was für ein Ausblick!
Wir hatten ein japanisches Zimmer gebucht, es gibt aber auch “westliche” Zimmer mit normalen Betten. Dafür, dass es das teuerste Hotel auf unserer Reise war, kam das Zimmer doch etwas spartanisch daher und auch das Bad war sehr einfach gehalten.
Gut, traditionelle japanische Hotelzimmer sind nun mal so, aber 305€ wären rein für das Zimmer deutlich zu viel des Guten gewesen, zumal auch der Rest des Hotels etwas altbacken daherkam.
Tagsüber gibt es den niedrigen Tisch mit Stühlen ohne Füße, für den Abend werden an dessen Stelle Futons bereit gestellt. Es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, quasi auf dem Boden zu schlafen, die “Matraze” (Futon) ist ein bisschen hart und relativ dünn, aber man gewöhnt sich dran. Und ich wollte unbedingt so ein japanisches Zimmer mal erleben.
Der Preis muss also primär vom “Million-Dollar-View” herrühren. Der Anblick mit dem Fuji und den Kirschblüten reißt es halt doch irgendwie raus ;-).
Im 5. Stock des Hotels gibt es Aussichtsräume wo man einfach sitzen und den Sonnenuntergang bzw. das grandiose Panorama bewundern kann. Was wir dann auch taten:
Später sind wir dann zu einem Restaurant gefahren, das eine lokale Nudelsuppenspezialität anbot. Wir wählten einen “japanischen” Tisch, was für uns seeehr gewöhnungsbedürftig war.
Klar gesagt: es ist schon recht unbequem, wenn man nicht gewohnt ist, lange zu knien oder im Schneidersitz zu sitzen. Aber wir wollten das unbedingt ausprobieren.
Die Suppe, im gußeisernen Kessel serviert, fand ich eigentlich ganz lecker. Die anderen aber eher nicht. Trotzdem wurden alle irgendwie satt.
Ein Hinweis hier zur Gegend um den Fuji: abends ist da ziemlich tote Hose! Wir waren in Kawaguchiko, eine der größeren Ortschaften dort, aber es gibt sehr wenige Restaurants, die auch noch nicht gerade um die Ecke sind. Ohne Auto wären wir da also ziemlich aufgeschmissen gewesen und wir hätten – wie man sich denken kann – überteuert im Hotel essen müssen…
Der Hotelgarten war bei unserer Rückkehr abends beleuchtet:
Am nächsten Morgen versuchte ich, mir einen Kaffee mit dem Set aus dem Zimmer zu brühen – na ja, eher braunes Wasser mit Kaffeearoma, so richtig hat das nicht funktioniert…
Bäckereien / Cafés gab es zwar im Ort, aber die öffnen alle nicht vor 9-9:30! Nicht wie hier also, wenn man mitunter schon vor 7 seine Brötchen holen kann… Frühstück hatten wir nicht gebucht, dafür kauften wir uns im nah gelegenen 7-Eleven Onigiri und Sandwiches.
Chureito Pagode (Arakura Sengen)
Auch an diesem Tag war der Fuji zu sehen – was für ein Glück! – auch, wenn der Himmel bedeckt war. Wir fuhren zur Chureito Pagode, dort gibt es eines der meistfotografierten Panoramas in Japan (Pagode mit Kirschblüten im Vordergrund, Fuji im Hintergrund).
Es gibt einen kleinen Parkplatz, man läuft eine Straße den Berg hoch zur Pagode oder nimmt die Treppe. Wir entschieden uns für die Straße, sie war nicht so steil.
Und mal wieder: ein wunderbarer Ausblick, auch wenn der Himmel nicht blau war. Dafür aber Hunderte Kirschbäume unter uns – genial!
Wenn Ihr Euch jetzt fragt, warum die Kirschbäume dort noch in voller Blüte waren und in Tokyo kaum mehr: die Gegend um den Fuji ist halt höher und somit kälter, die Bäume blühen später.
In Japan wird die Kirschblüte massiv im Fernsehen vorhergesagt, jeden Tag gibt es wohl Updates, wo was blüht. Die Kirschblüte fängt im Süden / Südwesten an, wo es am wärmsten ist und endet auf Hokkaido im Norden, der kältesten Insel.
Nach dem ausgiebigen Besuch des Areals pinnten wir unser Land auf die Weltkarte, aßen diverse leckere Street-Food Kleinigkeiten zu Mittag und fuhren weiter.
Oshino Hakkai
Oshino Hakkai ist ein kleines Dorf in der Nähe des Yamanako Sees mit acht Teichen, die Fuji-Schneewasser als Quelle haben. Es ist schon sehr touristisch angehaucht und sieht ein bisschen wie ein Freilichtmuseum aus, es hat uns aber gefallen.
Man kann sich zuerst einige private Häuser von außen ansehen – das Holz mitunter schon sehr verwittert, aber seht Euch diese Dachkonstruktionen an!
Man schlendert dann ein bisschen durch die Gassen, probiert leckere Spieße (das Fleisch haben wir gegessen – mega lecker), die weißen Spieße nicht, keine Ahnung, was das war), und kauft Souvenirs…
…und genießt immer wieder den majestätischen Anblick.
Zurück zum Hotel fahren, noch mehr Kirschen bewundern:
Kawaguchi See
Am dritten Tag fuhren wir einmal zur Nordseite des Sees, um von da aus den Fuji noch besser sehen zu können, aber davor machten wir noch unser obligatorisches Familienfoto (Kamera auf Stativ und mit Selbstauslöser), diesmal vor der grandiosen Kulisse im Garten des Hotels:
Am anderen Ufer gab es natürlich noch mehr Kirschbäume – wunderbar! Und wieder der blaue Himmel und der Fuji, der sich wieder in voller Pracht und mit Schneekuppe zeigte.
Im Juli / August wäre er nämlich ohne Schnee gewesen, das ist auch die einzige Zeit, in der man zum Gipfel steigen darf.
Unterwegs nach Mishima
Wir mussten am Mittag unseren Zug nach Kyoto bekommen, sodass wir weiter nach Mishima fahren mussten. Unterwegs: schön in Form gehaltene Bäume (SO bekommen sie das also hin!), Windspiele und Straßenpylone in Fuji-Form :-).
Shirato Wasserfälle
Das war auch eine Stelle, die wir unbeding besichtigen wollten und wir wurden nicht enttäuscht: die Wasserfälle sind vielleicht 20 m hoch, aber doch recht breit und inmitten einer sehr grünen, malerischen Landschaft gelegen.
Ja, nicht so spektakulär wie die hohen Wasserfälle dieser Welt, aber doch sehr malerisch. Und: NICHT überlaufen, es waren vielleicht 10-20 Menschen da. Perfekt also, um die Zeit und die Atmosphäre (fließendes Wasser hat einfach etwas Beruhigendes) zu genießen.
Die Kinder und später dann auch ich trauten uns mitten ins Wasser auf einen Stein – für das Stativ war das aber doch zu uneben ;-).
Und hier noch mal, weil’s so schön war:
Am Ende kamen wir rechtzeitig in Mishima an, um unser Auto problemlos zurückzugeben und um Mittag essen zu können, bevor unser Zug nach Kyoto fuhr. Wie wir diese Stadt erlebt haben, das könnt Ihr im nächsten Post lesen!
Hier noch mal alle Teile des Reiseberichts:
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