Nach den Tagen in Sydney starteten wir unsere eigentliche Rundreise. Die erste von drei großen Etappen sollte sich im Northern Territory abspielen, mit dem Wohnmobil zwischen Alice Springs und Darwin, mit einem Abstecher zum Uluru im Uluru Kata Tjuta Nationalpark.
Die Instagram Stories dazu findet Ihr hier und hier und am Ende des Posts verlinke ich alle weiteren, die zu dieser Reise gehören.
Diese erste (Wohnmobil) Etappe dauerte 12 Tage und wir sind dabei insgesamt 3.011 km gefahren. Heute zeige ich Euch den Teil davon, den wir durchs rote Zentrum Australiens gefahren sind – für mich das, woran ich als erstes denke, wenn ich Australien höre. Ich könnte mir keine Reise dahin vorstellen, ohne diese Strecke zu fahren. Sie gehört einfach dazu.
Tag 6: 15.07.24
- geflogen: 2.089 km, von Sydney nach Alice Springs
- gefahren: 29,5 km mit Uber & Taxi, 203 km im Wohnmobil
- gelaufen: 6 km
- Übernachtung: Erldunda Roadhouse Campground
Der etwa 3-stündige Flug ab Sydney in der Qantas Maschine verlief problemlos, es gab sogar leckere Pies (Pasteten) als Essen und Getränke. Gratis, obwohl das ein Kurzstreckenflug war. Die Inlandsflüge in Australien sind übrigens ziemlich günstig und bei den riesigen Entfernungen im Land oft auch die sinnvollste Alternative, um von A nach B zu kommen.
In Alice Springs durften wir einfach vom Flieger ins Flughafengebäude laufen und hätten dabei alles an Obst und Gemüse in den Eimer unten im Bild wegwerfen müssen, wenn wir was dabei gehabt hätten. Australien ist nicht nur sehr streng in Sachen Einfuhr von Essbarem aus dem Ausland, sondern auch zwischen den eigenen Bundesstaaten. So vermeiden sie, dass sich Krankheiten und Erreger verbreiten.
Die Übernahme des Wohnmobils bei Apollo ist problemlos abgelaufen. Danach sind wir einkaufen gefahren. Hier einmal einige Beispiele für Dinge, die es in Australien gibt, die man (wir) aber selbst nie im Leben kaufen würde: Kilopackungen an Knoblauch, m.M.n. wirklich ekelhaft schmeckendes Vegemite (das vom Sandwich aus dem “Down Under” Lied) und Känguru-Schwänze für die Suppe. Wer’s braucht…
Für den Tag wollten wir “nur” bis nach Erldunda kommen, etwa 200-250 km nach Süden. Es war bereits früher Nachmittag, als wir mit dem Einkauf fertig waren.
Unterwegs gab es weiterhin eher wenige Autos, wie 2002 auch, ab und zu nur der obligatorische Road Train. Das sind LKWs mit bis zu vier Anhängern und teilweise über 50 Metern Länge. Sie sind, weil vieles weder mit dem Flugzeug, noch mit der Bahn innerhalb Australiens transportiert werden kann, unabdingbarer Bestandteil der Versorgung der Bevölkerung mit Gütern aller Art.
Kängurus bekamen wir erst einmal leider ausschließlich in Form von “road kills” am Straßenrand zu sehen… Die Tiere werden nachts “angezogen” von der Wärme, die die Straßen tagsüber gespeichert haben, und von Fahrzeugen “erwischt”.
Angekommen in Erldunda, buchten wir uns erst einmal einen Stellplatz für unser Wohnmobil. Wir hatten Erldunda als “Zeltplatz mit Zapfsäule” in Erinnerung, mittlerweile gibt es dort mehrere Zapfsäulen, ein großer Campingplatz, Restaurant, Shop und Pool.
Dort haben wir 2002 einen Burger gegessen, den wir für uns seitdem als den besten überhaupt auf der Welt “abgespeichert” haben und waren gespannt, ob es den noch gab. Und wie es den gab! Mich würde mal sehr interessieren, ob jemand anderes den ebenfalls gegessen und genau so wie wir empfunden hat. Auf diesen “Burger with the lot” AKA “Outback Stack” AKA “Aussie Burger” gehören nicht nur zwei Patties, sondern auch Käse, Tomaten, Salat, geschmorte Zwiebeln, Ananas, Bacon, Spiegelei und eine Scheibe rote Beete. Klingt vielleicht für den geneigten Mitteleuropäer seltsam, schmeckt aber – auch heute noch – super lecker! Der Preis ist mit umgerechnet 15€ (inkl. Pommes) vollkommen in Ordnung.
Tag 7: 16.07.24
- gefahren: 285 km im Wohnmobil + ca. 5 km mit dem Bus innerhalb des Resorts
- gelaufen: 5,9 km
- Übernachtung: Ayers Rock Resort Campground
Die erste Nacht im Wohnmobil war “wüstenkalt”. Also bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt. Wir haben trotz Heizung im Wohnmobil nicht etwa im Schlafanzug, sondern mit Jogginghosen, Fleecejacken und Wollmützen geschlafen, und das gilt für fast alle Nächte, die wir im roten Zentrum verbracht haben! Entschädigt dafür wurden wir aber mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Auch das ortsansässige Kamel begegnete uns bei seinem Morgenspaziergang. Kamele wurden im 19. Jahrhundert nach Australien gebracht, um beim Straßenbau zu helfen, mittlerweile gibt es über eine Million in freier Wildbahn.
Milchkaffee hilft bei den frostigen Temperaturen ;-)…
Weiter ging’s dann Richtung Westen, zum Uluru Kata Tjuta Nationalpark.
Das hier ist noch nicht der Uluru, sondern Mount Conner:
Ich habe mich schon immer gefragt, warum Australier Grün und Gelb (oder Gold, wie sie selber sagen) als Farben bei vielen Sportarten tragen. Diese Farben kommen ja nicht in deren Flagge vor. Während der Reise habe ich also immer wieder Australier dazu gefragt, aber nur ein älteres Ehepaar wusste die Antwort: die Blume hier unten, die “golden wattle” (Gold-Akazie) ist die Nationalblume Australiens und eindeutig in Grün und Gelb gehalten – die Farben der Sportler. Zum Zeitpunkt des Fotos wusste ich das alles nicht, die Blume war also ein netter Zufallsfund ;-).
Apropos Grün: wir hatten das rote Zentrum Australiens halt “rot” und trocken in Erinnerung. Jetzt war richtig viel Grün da zu sehen, absolut unerwartet für uns. Der Grund dafür: es war “Winter” im Juli und der viele Regen im Herbst davor ließ alle Pflanzen wachsen und sich verbreiten. Also wieder was gelernt: das rote Zentrum Australiens kann auch richtig grün sein!
Auch das Ayers Rock Resort ist heute vieel größer, als vor gut 20 Jahren und eine Übernachtung dort, ob auf dem Campground oder im Hotel, ist ziemlich teuer. Nichtsdestotrotz gehört der Uluru (früher Ayers Rock genannt) zum Pflichtprogramm in jedem Australien Urlaub.
Für den Abend nahmen wir uns nur vor, den Sonnenuntergang zu beobachten. Dafür gibt es einen speziellen Parkplatz, man fährt früh genug hin, sucht sich ein nettes Plätzchen und wartet, dass die Sonne untergeht. Ein unvergleichliches Naturschauspiel!
Wenn die Sonne richtig steht, scheint der Berg zu glühen, kurze Zeit später wirkt er dann wie ein erkaltetes Stück Kohle.
Wir haben unser Stativ aufgebaut und die Kamera im Time Lapse Modus laufen lassen:
Hier noch einige rangezoomte Details vom glühenden Uluru:
Bereits vor dem Urlaub hatte ich mir vorgenommen, Astrofotos in der Wüste zu machen. Es gibt in Australien dank der spärlichen Besiedlung genug Stellen, wo man den Nachthimmel perfekt ohne “light pollution” fotografieren kann und ich dachte mir, die Wüste um den Uluru gehört dazu. Pustekuchen! “Dank” des riesigen Resorts und leider auch des relativ vollen Mondes wurde es so gut wie nichts mit meinen allerersten Sternenfotos. Glaubt Ihr nicht? Dann vergleicht mal dieses Bild mit denen im Teil 5 und Teil 7 der Reise :-).
Tag 8: 17.07.24
- geflogen: 93 km mit dem Hubschrauber
- gefahren: 45 km + ca. 4 km im Shuttlebus zum Hubschrauber-Landeplatz und zurück
- gelaufen: 9,8 km
- Übernachtung: Ayers Rock Resort Campground
Als “Wecker” fungierten oft Kakadus, die meistens nicht alleine, wie dieser hier, sondern in Scharen von mindestens 10-20 in den Bäumen herumturnten – frech und laut. Wer braucht schon einen richtigen Wecker oder einen hiesigen Hahn, wenn man Kakadus haben kann? 😉
Nach dem “freundlichen” Gewecktwerden frühstückten wir und fuhren mit dem Shuttlebus zum Hubschrauberlandeplatz am Rande des Resorts. Wir hatten, wie 2002 auch, einen Rundflug über den Uluru und Kata Tjuta gebucht. Man kann so die unglaubliche Weite der Gegend sehen. Sie ist auch nur äußerst spärlich mit “Steinen gesät”. Allerdings ist auffällig, dass der Mount Conner, der Uluru und die Kata Tjuta zwar zig Kilometer auseinander, aber dennoch alle drei “auf einer Linie” platziert sind. Und dazwischen…? Nichts… Außer einer Menge roter Erde…
Von oben konnte man nicht nur den Uluru in seiner ganzen Pracht, sondern auch die richtig tolle rote Erde, die mit unzähligen Spinifex-Büschen gestreut war, sehen (ein Teil des weiter oben erwähnten “Grüns”). Diese Gräserart bedeckt fast ein Viertel der Fläche Australiens!
Die (früher “Olgas” genannten) Felsen heißen “Kata Tjuta” in der Sprache der Anangu-Aborigines, was man durch “viele Köpfe” übersetzen kann. Bei unserer 2002-er Reise durch Australien wanderten wir auch rund vier Stunden bei starker Hitze innerhalb dieser Felsgruppe herum. Diesmal haben wir aus Zeitgründen und auch, um andere “Walks” machen zu können, darauf verzichtet.
Nach dem Flug wuschen wir in der Campground-Laundry unsere Sachen (das ist eine der wenigen Sachen, wofür man in Australien Bargeld – in Form von Münzen – braucht): eine Waschmaschinen- bzw. Trocknerladung kostete dort ca. 2,50 €.
Am Nachmittag fuhren wir wieder zum Uluru, um dieses Mal ein bisschen drumherum zu laufen. Man kann zwar ihn komplett umrunden (der Weg ist etwa 9 km lang), wir entschieden uns aber für zwei kleinere “Walks”: den Mala Walk und den Kuniya Walk.
Seit 2019 ist es verboten, den Uluru zu besteigen – der Berg ist für die Aborigines heilig und sie sahen es wohl doch nicht gerne, dass man darauf herumkletterte. Die Spuren der früheren Kletterer sind immer noch als helle Linie auf dem Berg zu sehen, die Kette zum Festhalten ist aber entfernt worden. Es ist mir bis heute immer noch ein Rätsel, wie ich es 2002 heile nach oben und wieder nach unten (was deutlich schwerer war) schaffte, die Strecke ist mitunter extrem steil…
Also diesmal was anderes als Klettern: wandern um den Berg. Die Walks sind ist sehr interessant gewesen, denn unzählige Löcher, “Wellen” wie diese unten und Spalten sind zu sehen. Auch die Kinder fanden den Berg von nah dran deutlich spannender, als aus der Luft.
Uluru ist übrigens, wie Kata Tjuta auch, ein Sedimentberg, entstanden durch die Zementierung von Sandschichten aus einem früheren Meer. Wenn man aber aus der Luft darauf schaut, merkt man, dass die Schichten nicht horizontal sind, wie man erwarten würde, sondern vertikal. Das liegt daran, sagte uns der Hubschrauberpilot, dass der Berg irgendwann mal wegen der Bewegung der tektonischen Platten “umkippte”. Und “nur” etwa 350 m davon stehen über der Erde, der Rest von ca. 2,5 km ist unterirdisch – der Berg ist also so etwas wie ein Eisberg auf der Erde.
Während des Walks begegnete uns eine Micro-Reisegruppe aus vielleicht 4-5 Frauen, die von einer Stammesältesten begleitet wurde. Sie erlaubte uns spontan und von sich aus, dass wir eine der Höhlen betreten durften, was sonst für nicht-Aborigines strengstens verboten ist. Das war eine wirklich große Ehre und wir sind sehr dankbar dafür, dass wir diese Erfahrung machen durften. Das hier unten ist allerdings nicht die genannte Höhle, in der durften wir nämlich nicht fotografieren.
Solche Höhlen wurden früher vom Anangu Volk für Rituale, aber auch zum z.B. Kochen und als Schutzraum benutzt. Nicht alle darf man aber fotografieren (wie übrigens einiges auf dem und um den Uluru, was aber explizit beschildert ist) und schon gar nicht alle betreten.
An einigen Stellen sind sogar Felsmalereien zu sehen, wie hier oben im Bild. Man weiß nicht genau, wie alt diese sind, man glaubt aber, dass Menschen schon vor etwa 30.000 Jahren in der Gegend des Uluru lebten.
Nach dem Mala Walk folgte der Kuniya Walk. Leider waren hier, am Ende des Tages, einige größere Reisegruppen unterwegs – sogar auf Segways – und wir konnten nicht die gleiche Ruhe empfinden, die wir beim Mala Walk hatten.
Im zweiten Foto ist übrigens das Muṯitjulu Waterhole am Ende des Walks zu sehen. Leider war das Licht fast weg und auch nicht so ruhig, zwischen zwei Touristengruppen konnten wir aber für wenige Minuten die Ruhe dort genießen. Diese Stelle ist wohl mitunter so friedlich und besonders, dass sogar Prinzessin Diana und der Dalai Lama dieser Stelle einen Besuch abstatteten – so zumindest die Aussage eines Tourguides, dem wir lauschen konnten, während er seiner Gruppe etwas erzählte.
Tag 9: 18.07.24
- gefahren: 450 km
- gelaufen: 5,4 km
- Übernachtung: Alice Springs Tourist Park
Fahrtag! Vom Uluru aus wollten wir an dem Tag zurück nach Erldunda und von da aus weiter nach Alice Springs.
Die Strecke nach Erldunda auf dem Lasseter Highway fuhr nur mein Mann, dieser “Highway” ist nämlich ziemlich schmal. In Erldunda aber, gestärkt nach einem Cappuccino und einem leckeren Beef-Cheese-Pie, nahm ich aber endlich meinen ganzen Mut zusammen und setzte mich ans Steuer. Mein Mann meint übrigens, dass an dieser Stelle ein “La Ola”-Emoji stehen müsste…
Die Strecken in Australien zwischen zwei Orten sind einfach zu lang, dass es gut und sicher wäre, als alleiniger Fahrer unterwegs zu sein. Zu zweit ist das schon besser. 2002 fuhr ich auch abwechselnd mit meinem Mann, damals hatten wir aber nur einen kleinen Van und kein großes Wohnmobil. Denn nicht nur die Größe unseres Wohnmobils machte mir gedanklich zu schaffen, sondern auch das Fahren auf der linken Seite der Straße.
Gut, dass die australischen Highways im roten Zentrum so gut wie nicht befahren werden (2024 nur unwesentlich mehr als damals 2002), sodass es am Ende der Fahrt für mich doch nicht so problematisch wurde, wie ich ursprünglich dachte. Wie ich in meiner Story schon schrieb: I can drive on the wrong side of the car and on the wrong side of the road. Yay!
Nur beim Passieren von Road Trains war erhöhte Aufmerksamkeit gefragt. Dadurch, dass der Highway so gut wie kein ebenen Platz links und rechts hatte, wo man mit einem Wohnmobil sicher neben der Strecke hätte fahren können, um breiten LKWs auszuweichen, musste man richtig gut aufpassen.
So wurden die Strecken während der weiteren Reise deutlich angenehmer, weil wir uns beide beim Fahren abwechselten.
Ansonsten verlief der Tag unspektakulär, es gab nichts Interessantes zu sehen außer roter Erde, einigen Büschen, Bäumen und Road Trains…
In Alice Springs angekommen, stockten wir den Inhalt des Kühlschranks, der Vorratsschränke und des Benzintanks auf und liefen dann eine Weile durch die Stadt. Wir kauften auch – in der gleichen Kunstgalerie wie 2002 – ein Bild einer Aborigine-Künstlerin.
Viele traditionelle Bilder, die von Aborigines gemalt werden, werden übrigens mit der “dot painting” / Punktmalerei Technik geschaffen, die Bilder entstehen durch das Aneinanderreihen von Farbpunkten in verschiedenen Farben, bis ein Motiv entsteht. Schon 2002 fanden wir das Ganze faszinierend, konnten dieser Kunst nicht widerstehen und kauften uns ein wirklich großes Bild, das bei uns neben dem Eingang hängt.
Ein (kleines) Bild dazu musste auch dieses Mal sein, in den gleichen Blautönen wie das erste gehalten. Unser großes Bild heißt “Milky Way Dreaming” (wenn man die Augen zukneift, sieht das Ganze ein bisschen wie die Milchstraße aus), auf dem jetzigen Bild ist eine Heilpflanze der Aborigines dargestellt, ich glaube, das ist der Australische Teebaum.
Hier im Detail im Vordergrund das neue, kleine Bild und im Hintergrund das große. Was für eine Wahnsinnsarbeit!
Tag 10: 19.07.24
- gefahren: 510 km
- gelaufen: 4 km
- Übernachtung: Tennant Creek Caravan Park
Unser Sohn wollte unbedingt die Station des Royal Flying Doctor Service (oder kurz die Flying Doctors) in Alice Springs besuchen. Er hatte im Schuljahr davor im Rahmen einer Projektarbeit darüber berichtet und wollte sich das unbedingt auch aus der Nähe anschauen (und nicht nur online darüber lesen).
Die Flying Doctors leisten medizinische Versorgung per Flugzeug in den abgelegenen Orten Australiens (und davon gibt’s genug), geben aber auch per Funk ärztlichen Rat, wenn die Anwesenheit eines Arztes vor Ort nicht unbedingt notwendig ist.
Es gibt sie seit fast 100 Jahren, seit 1928, damals gab es nur zwei Ärzte im ganzen Outback mit seinen etwa 2 Millionen Quadratkilometern!
In der Station in Alice Springs kann man nicht nur ein altes Flugzeug besichtigen, sondern auch die ursprüngliche Telegraphenstation (hier links) und diverse alte Arztkoffer und weitere Artefakte. Aktuell haben sie um die 75 Flugzeuge mit je 2-3 Intensivstationbetten mit allem Drum und Dran, sodass auch die Versorgung von komplizierten (Not)Fällen problemlos möglich ist.
Auch haben sie dort VR-Brillen, mit denen man zwei Filme aus Sicht des Piloten oder des Arztes bei einem Einsatz sehen kann. Es wird auch ein Film auf Leinwand vorgeführt, in dem einige Einsätze gezeigt werden – wie z.B. die Geburt eines Frühchens, die zu einem Erfolg wurde, denn ohne die Hilfe der RFDS hätte das Kind in einer abgelegenen Gegend keine Überlebenschance gehabt.
Diese Geschichte fanden wir besonders emotional, denn unsere Tochter kam auch ziemlich dramatisch als Frühchen zur Welt, auch wenn, zugegeben, nicht im Outback.
Und auch deswegen finden wir die Arbeit dieser Menschen und dieser Einrichtung absolut wichtig und unterstützenswert, sodass wir die Kinder spontan ermutigten, sich einiges im Shop auszusuchen – einen Hut, Base-Caps, Magnete, Stifte, Trinkflaschen… Für uns Souvenirs, für den RFDS wichtige Einnahmen!
Wenn Ihr also in der Gegend seid, schaut Euch unbedingt die Station der Flying Doctors an, denn die ganze Ausstellung ist nicht nur sehr interessant, sondern Ihr unterstützt auch mit Eurem Ticketkauf und dem Kauf von Souvenirs und Kaffee und Kuchen im Café nebenan eine sehr wichtige Arbeit in Australien!
Wir wollten nun aber weiter in Richtung Norden. Es war schon fast Mittag und wir hatten noch keinen Meter in unsere geplante Richtung geschafft. Wir passierten dabei den Südlichen Wendekreis (Tropic of Capricorn) – siehe oben,
Für ein spätes Mittagessen machten wir Pause am Ti-Tree Roadhouse. Nichts Spektakuläres, außer diesem Schild an den Toiletten (unten) ;-)…
…und ein spontanes, unerwartetes, sehr interessantes Gespräch mit uns völlig fremden drei weiteren Roadhouse Gästen, die wissen wollten, wo wir herkämen. Einer dieser Herren entpuppte sich als ein ehemaliger olympischen Boxer. Wir haben uns lange mit den dreien unterhalten, obwohl wir noch eine ziemlich lange Strecke zu fahren hatten… Und im australischen Winter wird es früh dunkel (wobei man dann nicht mehr fahren sollte!)…
Seine Begleiter und er erzählten uns, dass sie Aborigines sind (was wir nicht erahnt hätten, sie hatten relativ helle Haut), sie erzählten vom Boxen und Olympia, aber auch von der Situation der Ureinwohner und wieso sie daher nicht viel von der britischen Krone und dem Kolonialismus hielten. Wir redeten über Reisen und das, was unsere Kinder aus ihrem Leben machen wollen und auch, wie er sich darauf freute, bald sein nächstes Kind zu bekommen. Er sagte, er durfte sogar einige Designs im typischen Dot-Painting Look für das australische Team für die eine der darauf folgenden Olympiaden erstellen – natürlich in Gold und Grün, wie er sagte, das wären die australische Farben.
Am Ende gaben sie uns auf dem Weg noch einen Tipp in Form eines Aborigine-Grußes bzw. Spruches, das wir sagen sollten, sollten wir mal in einer brenzligen Situation kommen: “Stay deadly”. Auch, wenn das negativ klingt, das Wort wird wohl im positiven Sinne benutzt, also so etwas wie “alles gut”. Ich lese gerade, dass dieser Spruch auch von Ureinwohnern in z.B. Kanada benutzt wird. Kleine Welt…
So ist es nun mal in Australien: man kommt ins Gespräch, redet man über alles Mögliche mit super netten Menschen und hat dabei das Gefühl, willkommen zu sein.
Der Tag war aber noch nicht zu Ende und wir sahen zu, dass wir noch ein wenig “Strecke machen” konnten. Vor dem Endziel des Tages machten wir aber in einer richtigen Nachmittagshitze Pause bei den Karlu Karlu Steinformationen (auch Devil’s Marbles genannt).
Das ist ebenfalls eine heilige Stelle für die Aborigines und man darf mittlerweile daher an einigen Stellen dort nicht mehr fotografieren, was früher (2002) nicht der Fall war.
Die mehrere Tausend kleinen und großen Granitfelsen symbolisieren für die Ureinwohner die Eier der Regenbogenschlange aus der Traumzeit (Karlu Karlu heißt rundes Objekt), einer wichtigen Figur aus der Mythologie dort.
Auf jeden Fall wollten wir aber ein Bild nachstellen, das wir dort 2002 zu zweit machten (unten links). Die genau gleiche Stelle haben wir leider nicht mehr gefunden. Und uns ist auch erst im Nachhinein aufgefallen, dass wir beim ursprünglichen Bild die Arme nach unten hielten… aber hey, immerhin ist so ein cooles Bild entstanden. Und zumidest in der gleichen Gegend aufgenommen…
Auf dem weiteren Weg gab es die eine oder andere Baustelle, bei der wir neben der Straße, auf einer Schotterpiste fahren mussten. Was wir als ursprünglicher Abenteuer-Spaß deuteten, entpuppte sich am Ende des Tages aber als nicht so schön, denn wegen eines Steinschlags gab es einen riesigen Riss auf unserer Windschutzscheibe.
Ich wusste nicht, wie lange die Scheibe hält, ohne größere Schäden davon zu tragen, wir hatten noch mehr als 1.300 km vor uns bis zur Abgabe des Wohnmobils in Darwin und keine Werkstatt weit und breit… In den weiteren Tagen wurde der Riss doch immer wieder ein bisschen länger, wenn die Straße zu uneben war. Wir fuhren so vorsichtig wie möglich. Was dann in Darwin bei der Wohnmobilabgabe passierte, das könnt Ihr im nächsten Post lesen.
Am Ende des Tages, bereits im Dunkeln, erreichten wir Tennant Creek. Der Tank war fast leer, als wir die Tankstelle dort erreichten, wir hatten noch keinen vorgebuchten Campingplatz… wussten aber, dass wir definitiv einen brauchen würden. Denn die Stadt ist alles andere als sicher, wie man uns sagte. Das soll einer der am stärksten benachteiligten und gefährlichen Orte in Australien sein. Wir hielten gedanklich den frisch erlernten Spruch “stay deadly” parat und suchten uns einen Stellplatz.
Es gibt dort zwei Campgrounds. Bei einem waren alle Lichter aus, wir fuhren also zum zweiten (oben verlinkten aber aus gleich dargestellten Gründen nicht zu empfehlen). Elektrisches Tor davor mit Hochspannungsleitungen darüber, das Tor natürlich zu. Wir klingelten, es tat sich nichts. Wir riefen die auf dem Tor angegebene Nummer an, es ging keiner ran. Auf dem Anrufbeantworter bekamen wir eine weitere Nummer angesagt, auch dort ging keiner ran. Langsam wurde ich nervös, weiterfahren war keine Lösung und einfach an der Straße parken oder auf dem Supermarktparkplatz in dem Ort auch nicht. Wie durch einen Zauber öffnete sich aber das Tor und ein Auto fuhr heraus. Wir (und ein weiteres Wohnmobil, das mittlerweile auch angekommen war und deren Bewohner ebenfalls keine Buchung hatten) nutzen die Gelegenheit und fuhren schnell rein. Wir stellten uns auf den “Overflow” Parkplatz und atmeten auf.
Am nächsten Morgen warteten wir, bis das Büro öffnete, damit wir zahlen können (was man normalerweise halt beim Check-In tut). Im Nachhinein sage ich mir fast “wären wir mal gefahren” (aber ich bin halt zu ehrlich). Warum? Ich sag’s mal so: alle Australier, die wir auf dieser und der anderen Reise getroffen haben, waren super nette, entspannte Leute. Bis auf die Dame hier im Campground Büro. Obwohl wir uns direkt mehrmals für die nicht vorab erlaubte Einfahrt entschuldigten, hielt sie uns eine massive Standpauke (und den anderen Campern auch, wie wir später erfuhren): wie würden wir es wagen, hier reinzufahren und warum wir nicht anriefen (was wir ja getan hatten, zeigten es ihr auch auf dem Handy, dass wir beide Nummer angerufen hatten) oder frühzeitig buchten. Hier würden die Gäste extra mehr für Sicherheit zahlen, sagte sie, sie hätte ja auch ein Sicherheitstor etc., und wenn alle so reinfahren würden wie wir, dann sei die Sicherheit futsch…
Sie hatte natürlich recht. Dennoch hofften wir, dass sie nachvollziehen und akzeptieren würde, dass wir für unsere Kinder und für uns einen sicheren Platz für die Nacht haben wollten. Und das Tor war nun auch lange genug offen geblieben, dass wir nach dem Herausfahren des Autos einsteigen und hineinfahren konnten. Das war ihr alles egal. Wir wiesen darauf hin, dass wir uns genauso gut am frühen Morgen bereits “aus dem Staub hätten machen” können, bevor jemand die Rezeption besetzte. Aber dass das für uns nicht infrage kam, weil wir ehrliche Menschen seien, die selbstverständlich auch für die Übernachtung zahlen wollten. Unsere Frage, wie es denn wirklich um die Sicherheit des Platzes bestellt sei, wenn bei jedem Öffnen des Tores genug Zeit für die Einfahrt mehrerer Wohnmobile sei, ignorierte sie vollkommen. Am Ende gab sie uns mürrisch eine Quittung (mit einem höheren Preis, als dem im Internet ausgewiesenen, obwohl wir nicht mal Strom und Wasser benutzt hatten) und sah persönlich zu, dass wir rausfuhren und dass sie das Tor hinter uns abschloss. Auch die anderen Gäste, ein australisches älteres Ehepaar, erfuhren die gleiche Behandlung und sagten uns, wie selten sie so jemand Unfreundliches erlebt hätten… Die Ausnahme bestätigt die Regel, die meisten Australier sind ja super nette Leute…
Tag 11: 20.07.24
- gefahren: 25 km
- gelaufen: 6,5 km
- Übernachtung: Threeways Roadhouse Campground
Nach der eher kurzen Nacht und dem komischen Start, waren wir froh, wieder auf der Straße zu sein und raus aus dem Ort. Ziel des Tages sollte der Daly Waters Pub sein, etwa 400 km entfernt. Allerdings schafften wir gerade einmal 25 km davon. Kurz hinter der Stadt war plötzlich der HIghway mit einer Vollsperrung belegt worden!
Wir waren relativ weit vorne in der Schlange an Fahrzeugen, die sich von der Straßensperre an bildete. Und dass, obwohl wir im Nachhinein erfuhren, dass die Straße bereits am Abend zuvor gesperrt worden war. Da sieht man mal wieder, wie wenige Autos dort unterwegs sind… Grund der Sperrung: zwei schlimme Unfälle, ein umgekippter Road Train und ein tödlicher Wohnmobil-Unfall weiter die Straße rauf.
Immerhin hatten sie die Sperrung an einer Stelle gemacht, an der es ein Roadhouse gab, sodass die im Stau stehenden eine Möglichkeit für Essen, Trinken, Schlafen und Tanken hatten. Die Unfallstellen waren nämlich viel weiter, zum Teil über 100 km entfernt, aber eine Sperrung mitten im Nichts hätte keinem was gebracht. Gut gedacht also!
Auch, wenn überhaupt nicht klar war, wann die Straße wieder frei wäre, erkannten wir die Situation und nutzen die Tatsache, dass wir mehr oder weniger vorne im Stau standen. Wir ließen das Wohnmobil stehen, liefen zum Roadhouse, reservierten uns einen Stellplatz für den Tag und die Nacht, fuhren dann am Stau vorbei und parkten unser Wohnmobil auf der reservierten Stelle.
Das nahmen sich dann andere zum Beispiel und ruck-zuck war der Threeways Roadhouse Campground voll!
Ursprünglich dachten wir, dass das der einzige Weg nach Norden sei, es wurde uns aber erklärt, dass es noch eine Alternative gibt, die aber für uns absolut nicht in Frage kam: 600 km Umweg, zu enge Straße und noch abgelegener. Danke, aber nein, danke. Also, bleiben, hoffen, dass die Sperrung nicht lange dauern würde und dass wir nicht einen weiteren Tag verpassen würden – wir hatten diverse Touren für die kommenden Tage vorgebucht und früher oder später mussten wir in Darwin sein, um den nächsten Flieger zu bekommen.
Auch die Road Trains standen natürlich still, wo sie einen Platz fanden, hier einer mit der maximal möglicher Anzahl an Anhängern! Schon der Wahnsinn, oder?
Das Threeways Roadhouse ist weder super toll (das einzig Interessante ist nur diese LKW Malerei), noch war das Essen super lecker, noch das Poolwasser warm und dazu war die Internetverbindung sehr langsam. Aber das ist Luxus-Meckern: wir waren natürlich dankbar, denn wir hatten einen Platz für die Nacht und mussten nicht auf der Straße schlafen, und vor allem: wir waren am Leben, was man von den Menschen, die in die Unfälle verwickelt waren, nicht sagen konnte.
Die Nachrichten über die Lage kamen nach und nach aus allen Richtungen und mit leicht unterschiedlichen Inhalten, wie es immer so ist, wenn viele beteiligt sind und das Wort nur vom Hörensagen weitergeben. Man wollte angeblich schweres Gerät aus Alice Springs (über 500 km entfernt) kommen lassen, um den auf der Straße umgekippten Road Train zu bergen. Das konnte dauern…
Uns blieb für den Rest des Tages nichts übrig, als zu lesen, etwas zu spielen und den rosafarbenen Galahs in den Bäumen zuzuschauen.
Wir erfuhren später, dass kurz vor dem Abend die Straße wieder freigegeben wurde. So spät, im Dunkeln und eine so weite Strecke wollten wir nicht fahren, blieben also stehen.
Tag 12: 21.07.24
- gefahren: 686 km
- gelaufen: 3,9 km
- Übernachtung: Nitmiluk Campground
Der Tag fing für uns deutlich vor dem Sonnenaufgang an, denn wir wollten natürlich endlich weiter. Statt 400 km hatten wir nun fast 700 vor uns. Wir hätten natürlich weiterhin für die Nacht in Daly Waters anhalten können, 400 km weiter, aber dann hätte uns immer noch ein Tag gefehlt. Mit Fahrerwechsel im Stundentakt arbeiteten wir uns also nach und nach Richtung Norden.
In Daly Waters machten wir dennoch eine Pause, auch wenn nicht für die Nacht. Das ist eine Kultkneipe mitten im Outback, ein Besuch dort muss sein – sei es nur zum Essen und zum Tanken, so viele andere Möglichkeiten gibt es nämlich nicht auf der Strecke. Aber man hält in Daly Waters für die Coolness des Ortes an. Ja, es ist touristisch und überteuert, aber ich nehme an, mehr oder weniger jeder hält auf der Nord-Süd Route dort an.
Was an dieser Kneipe besonders ist, außer den vielen Schildern mit Sprüchen drauf, ist dass die Besucher etwas dort hinterlassen: Visitenkarten, Fotos, Flipflops, Autoschilder und auch BHs. 2002 hatten wir auch unsere alten Studentenausweise aus der Londoner Zeit an der Tür angebracht, leider konnten wir sie jetzt aber nicht wieder finden…
Ich frage mich, wie oft sie die Schicht von Andenken von den Wänden & Möbeln “verdünnen”… Unsere Karten haben wir ja nicht wiedergefunden. Wer weiß aber, wie viele Schichten Zeug noch darüber klebt… 😉
Auch deutsche Schilder waren dabei:
Diesmal haben wir da keine “Andenken” hinterlassen, schon gar nicht unsere BHs!
Tanken, essen, Musik hören… insgesamt eine Stunde waren wir da.
Nach – auf die Minute genau – 10 Stunden nach der Abfahrt vom Threeways Roadhouse sind wir an unserem Ziel in der Nitmiluk Gorge angekommen. Müde, aber dankbar, den zuvor verlorenen Tag sofort wieder gut gemacht und so eine lange Strecke von fast 700 km geschafft zu haben! Wir waren im hohen, tropischen Norden angekommen! Mehr dazu im nächsten Post.
Hier noch die Liste mit allen Posts, ich werde sie nach und nach verlinken:
- Teil 1: Sydney
- Teil 2: Northern Territory – das rote Zentrum (Alice Springs – Uluru – Daly Waters) (das hier)
- Teil 3: Northern Territory – der tropische Norden (Katherine – Kakadu NP – Darwin)
- Teil 4: Queensland – der tropische Norden (Cairns – Daintree NP – Townsville)
- Teil 5: Queensland – Great Barrier Reef (Airlie Beach – Whitehaven Beach – Lady Elliot Island)
- Teil 6: Queensland – Noosa, Australia Zoo & Brisbane
- Teil 7: South Australia – Adelaide & Kangaroo Island
- Teil 8: Victoria: Great Ocean Road & Melbourne
Die Sache mit der Transparenz: die Touren / Fahrten, dich ich in meinen Posts erwähne, und auch die ganzen Unterkünfte / Campgrounds sind übrigens (aus Überzeugung und nach viel Recherche) selbst gebucht. Ich erhalte dafür kein Geld, wenn ich darüber schreibe. Wie heißt das so schön? #werbungnichtbeauftragtnichtbezahlt
Schreibe einen Kommentar