Letzte Woche habe ich Euch erste Eindrücke aus meiner Heimatstadt Bukarest gezeigt, heute geht die Reise weiter – ich packe meinen Koffer und nehme mehr Bilder aus Bukarest mit, denn nachdem wir aus dem City Tour Bus ausgestiegen sind, sind wir Richtung Altstadt gelaufen.
Während der kommunistischen Zeit wurde ca. ein Fünftel der Altstadt abgerissen, um Platz für sozialistische Bauten zu machen, aber der Rest blieb erhalten – auch wenn zum Teil mehr oder weniger stark verfallend. Im Allgemeinen ist es so, dass die Bausubstanz vieler Häuser in Bukarest ziemlich schlecht ist. Zudem wird viel Neues in der Gegend gebaut, das geht zum Teil auch auf Kosten der historischen Häuser. Nichtsdestotrotz wurde in den letzten Jahren immer mehr daran gearbeitet, die Häuser in der Altstadt zu sanieren und zu renovieren. Es ist ein langer Weg und wer weiß, ob das jemals zu Ende gehen wird, aber es ist ein Versuch wert.
Die Gegend um Strada Lipscani war immer geprägt von Handel. Wie ich gerade im Internet nachgelesen habe, bedeutet Lipscani auf Deutsch “Leipzig” – offensichtlich wurde hier früher Handel mit Leipziger Ware gemacht. Was ich an der Straße immer mochte war die Vielfalt an kleinen Läden. Heute sind hier weniger Läden vorhanden, dafür sehr viele Pubs und Cafés – nicht nur auf Strada Lipscani, sondern in der ganzen Gegend drumherum (Strada Smardan, Strada Franceza…).
In dieser Gegend haben wir den Rest des Tages verbracht. Wir sind einfach durch die Straßen und Gassen geschlendert, haben uns die mehr oder weniger renovierten Häuser angeschaut und überlegt, in welchem Café wir am Abend zum Essen gehen sollten.
Was ich an der Straße auch mag ist der Kontrast – ich sagte schon, ich mag die Kontraste in Bukarest – zwischen verfallen und chic, zwischen alt und (er)neu(ert).
Apropos erneuert: auf Strada Lipscani 55 gibt es ein Buchladen – “Carturesti Carusel” – der unbedingt sehenswert ist. Ich hatte schon davon gehört aber das, was ich da sah, haute mich um! Während der letzten 18-20 Jahre habe ich schon einiges in der Welt gesehen, aber ich kann sagen, dass das bei weitestem der schönste Laden ist, den ich bisher gesehen habe! Und das nicht, weil er in meiner Heimatstadt steht – aber ich bin stolz darauf! Geht dahin und schaut Euch das an!
“Carturesti Carusel” ist in einem historischen Gebäude von 1860 untergebracht, das ursprünglich eine Bank und in der kommunistischen Zeit ein Laden mit Waren für die ganze Familie war. Das Gebäude wurde vor Kurzem für 1 Million Euro vom Nachfahren der ursprünglichen Inhaber renoviert, der Buchladen – besser gesagt ein Concept Store – hat eine Verkaufsfläche von 1000 qm über 6 Etagen, von denen der letzte ein Café ist. Man kann dort sitzen und in gepflegter Atmosphäre einen Kaffee trinken, lesen und die schöne Architektur und das Licht- und Schattenspiel bewundern.
Ich glaube, wir haben über eine Stunde dort verbracht und uns alles in Ruhe angeschaut – von den Büchern bis hin zu den CDs, Brettspielen, Geschenkartikeln, Papeterie, Kleinigkeiten… Nächstes Mal nehme ich mir mindestens zwei Stunden dafür, setze mich in das Café und lasse das einfach auf mich wirken.
Schön, oder? Ich bin fasziniert gewesen!
Der Tag ging aber voran und wir hatten noch viel zu sehen. Vom Buchladen sind wir weiter gelaufen und haben uns die ganzen Straßen mit den Pubs und Cafés angeschaut.
Offensichtlich wird hier auch Oktoberfest gefeiert, auch wenn in einem deutlich kleineren Rahmen! 😉
Ein Foto wert fand ich auch die Nationalbank – hoffen wir, dass dort nicht die gleichen Probleme wie in Griechenland aufkommen!
Am Abend sind wir ja wieder in den Lipscani-Viertel zurück gekehrt (für die, die unterwegs sind: eine Taxifahrt kostet vielleicht 0,50-0,80 pro Km…) und uns spontan für ein Essen in “Micul Paris” auf Str. Smardan entschieden – es war lecker! Was uns da besonders geschmeckt hat waren die selbst gemachten Limonaden, sei es von Zitrone oder Erdbeere. Ich habe mich für gegrilltes Hühnchen entschieden, mit Mamaliga (so eine Art weiche Polenta), Knoblauchsoße und gegrillte Paprika (mein Rezept: hier). War sehr gut!
Empfehlen kann ich auch jedenfalls die Restaurants “Carul cu Bere” (Str. Stavropoleos 5, eine architektonische sehr schöne Brauerei von 1879) und “Hanul lui Manuc” (Str. Franceza 62, eine historische Schänke).
Wenn wir schon beim Thema Essen sind: in Rumänien isst man gerne den weißen Käse, Telemea genannt. Es gibt den meistens aus Kuh- oder Schafsmilch (mag ich besser), aber auch aus Ziegen- oder Büffelmilch. Der frische Käse ist weicher und cremiger und schmeckt mir persönlich besser, man darf im Supermarkt aber auch probieren ;-). Dazu schmecken die hier sehr leckeren Tomaten!
Unterwegs in der Stadt kann man überall kleine “Placintarie” (Pâtisserie) finden, es gibt süßes und salziges Gebäck – das hier ist mit Fetakäse gefüllt und besonders cremig und saftig (placinta cu branza)!
Wer Kleidung sucht findet viel in den Shopping Malls der Stadt (z.B. AFI Palace Cotroceni oder Promenada Mall) aber auch in kleinen Boutiques. Persönlich gehe ich immer gerne in Piata Romana und auf Bd. Magheru im Zentrum.
Und last but not least der Bastelladen ;-). Ich kann bekanntlich an keinem vorbei gehen, ohne mich dort umzuschauen. In Bukarest findet man “Fondul Plastic”, das ist eine Ladenkette, die es auch früher gab, spezialisiert auf Künstlerbedarf, sie verkaufen aber auch Kunstobjekte.
Wofür wir an diesem Tag bzw. in diesem Urlaub keine Zeit mehr hatten waren die Bukarester Parks, der älteste und schönste davon wurde Ende des 18. Jahrhunderts gebaut. Einige wenige Bilder davon, dafür aber mehr aus Bukarest und aus meinem schönen Land findet Ihr in meinem Post hier.
Für meinen nächsten Besuch in meiner Heimatstadt nehme ich mir vor, mir die ganzen schönen Gebäude auch mal von innen anzuschauen, die meisten kenne ich leider nur von außen… Und ins Theater möchte ich auch mal wieder… In der Zeit, als ich noch da wohnte, bin ich immer wieder ins Theater gegangen, oft mit der ganzen Gymnasiumklasse. Unser Klassenlehrer kannte viele Schauspieler und so durften wir immer wieder nach der Vorstellung mit ihnen Backstage reden. Wir hatten sogar eine kleine Theatergruppe in der Klasse, eine Art AG also. In Bukarest gibt es 19 Theater, dazu noch die Oper. Man braucht eindeutig mehr Zeit als nur einen Tag…
Wie hat Euch die Stadttour gefallen, wie sind Eure Eindrücke?
Nächste Woche “fahren” wir zusammen aufs Land, ich zeige Euch dann Bilder aus dem Süden Rumäniens.
*nane sagt
wunderschöne Fotos…..aber die Buchhandlung ist eindeutig der absolute Hammer, kann man sagen.
So ein tolles Gebäude und so toll renoviert / restauriert.
Ich bin gelernte Buchhändlerin, arbeite aber schon lange nicht mehr in diesem Beruf, trotzdem interessiere mich sehr dafür.
Genau wie Du ( obwohl es live bestimmt noch um einiges besser ist ) bin ich begeistert von den Eindrücken die die Fotos von der Buchhandlung vermitteln.
Liebe Grüße
und ein schönes Wochenende
wünscht Dir
Nane
Kathrin Knieps-Vogelgesang sagt
Liebe Ioana, Deine Fotos sind toll und machen Lust auf Urlaub! Ich freue mich, wenn wir uns nächste Woche sehen und dann reden wir auch über "unser IPMK-Projekt" okay? Liebe Grüße, Kathrin 😉
Sabrina von Fantasiewerk sagt
Hallo liebe Ioana,
bis jetzt hat es mich ja noch nie in diese Ecke verschlagen, aber dein Beitrag macht echt Lust auf eine Reise! Die Architektur gefällt mir sehr und es sieht ganz so aus, als ob man auch Shopping-technisch auf seine Kosten kommt.
Bestimmt hattest du ganz viel Spass.
♥ Sabrina