Shibori – ein Herzensprojekt von mir! Und warum? Weil
a) diese Technik aus Japan kommt und
b) weil ich Japan mag und
c) weil es mit Indigo gemacht wird und
d) weil ich die Indigo Farbe aus allen, die es gibt, fast am liebsten mag und schließlich
e) weil das so toll aussieht und so Vieles damit möglich ist
Die Liste könnte sicherlich so weitergehen. Ich habe das schon vor längerer Zeit für mich als Wunschprojekt im Hinterkopf gehabt, letztes Jahr aber auf der Blogst Barlounge in Köln konnte ich an einem kleinen und feinen Workshop mit Christiane aka Renna Deluxe mitmachen und war endgültig fasziniert von dieser Technik.
Christiane hat ein tolles Buch zum Thema Shibori geschrieben, das ich mir dann kaufte – und jetzt, ziemlich genau ein Jahr später erst, bin ich endlich dazu gekommen, meine Shibori Tücher zu machen. Und Papier auch – gleich dazu mehr.
Ich hatte mir schon vor einer Weile die weißen Halbleinen-Tücher besorgt, ebenso echte Indigo-Farbe und die noch dazu notwendigen “Zutaten” gekauft, der benötigte ganz große Topf stellte sich als Herausforderung dar… ich habe viele Läden abgeklappert – es war fast unmöglich, für bezahlbares Geld einen 25 Liter Topf samt Deckel zu finden. Am Ende fand meine Schwiegermutter einen für mich, leider nicht für Induktion geeignet, so dass ich den nur bei ihr in der Küche benutzen konnte und nicht zuhause.
Anfang April waren wir bei meinen Schwiegereltern und ich legte los: die Tücher mussten “geformt” werden, ich habe mich dabei an einige Ideen aus Christianes Buch gehalten, andere Muster fand ich im Internet und bei einigen machte ich einfach, wie es mir einfiel. Die Tücher müssen gebunden werden, entweder als “Päckchen” oder halt zusammengerafft. Dabei gilt es, alles, was sichtbar ist, wird am Ende blau, der Rest (also alles, was versteckt ist), bleibt weiß.
Und so sahen meine 10 Tücher dann aus, bevor sie im Topf mit der heißen Indigo-Lösung – die ca. 1 Stunden ziehen muss – steckten:
Einige Päckchen sind mit dünnen Holzscheiben und -stücken gebunden, diese habe ich mir aus einer Erdbeer-Kiste herausgesägt ;-). Ganz links im Bild ist das Tuch auf ein Plastikrohr gebunden, rechts habe ich das mühsam mit japanischem Wellenmuster per Hand genäht. Leider ist ausgerechnet dieses Tuch, auf dem ich mich am meisten gefreut hatte, nichts bzw. “nur” blau geworden (2. von rechts im Bild oben), offensichtlich war meine Naht nicht eng genug, dass kein Indigo darunter gelangen konnte. Ich werde nun versuchen, die Wellen zu bleichen (vielleicht mit einem Pinsel), damit sie weiß werden.
Im Topf bzw. kurz, nachdem man die Päckchen aus dem Topf gezogen hat (daher die Fäden, sie erleichtern das Herausfischen) sieht das Ganze noch nicht blau, sondern grün aus. Und hier kommt das Magische ins Spiel (denn Indigofärben ist ein bisschen wie Magie): in Zusammenhang mit Sauerstoff wird das Grüne nach und nach zum Blau – je mehr Luft, desto besser!
Die Päckchen habe ich insgesamt zweimal in der Indigolösung gehabt (dazwischen 5 Minuten an der Luft gehalten), dann nach draußen gebracht, eine Weile gewartet und dann aufgemacht, so dass Luft auf der ganzen Tuchoberfläche drankommen konnte. Die Tücher müssen dann in der Waschmaschine gewaschen werden.
Ganz wichtig bei der ganzen Angelegenheit: Plastikhandschuhe tragen! Ansonsten werden die Hände blau und das kriegt man nur sehr schwer wieder raus! Genauso müssen die Oberflächen geschützt werden, man kann z. B. eine Kunststoff-Tischdecke oder dicke Malerfolie hinlegen, bevor man die Päckchen aus dem Topf herauszieht bzw. wenn man sie an die Luft lässt (auf dieser Folie). Und auch sollte man aufpassen, dass keine Farbspritzer auf die Kleidung kommen…
Ich kann mich nicht so recht entscheiden, welche Muster mir am besten gefallen, vielleicht die 3. und 4. von links im Bild hier oben… Was meint Ihr?
Und Papier? Ich hatte das schon angekündigt – ich habe auch Papier gefärbt! Dafür hatte ich mir japanisches Kozo-Papier bestellt, das ist das, worauf das Chiyogami Papier gedruckt wird, das mir so gut gefällt und mit dem ich meine Notizbücher beziehe. Kozo heißt Maulbeerbaum, das Papier daraus ist besonders vielfältig einsetzbar. Hierfür habe ich einmal 45 g/m2 und einmal 80 g/m2 verwendet.
Das Falten war hier natürlich einfacher als bei den Tüchern, manche Bögen habe ich aber auch nur zusammengerafft und gebunden. Und so sahen meine Papierpäckchen nach zwei Indigo-Tauchgänge aus:
Und hier ist das Ergebnis – ausgepackt und auf der Wäscheleine zum Trocknen aufgehängt:
Im trockenen Zustand gefällt mir das Papier sehr gut. Ich hatte schon Bedenken, dass die Falten sichtbar bleiben, was sie eigentlich auch tun, aber in dem Moment, in dem ich das auf Graupappe (für ein Notizbuch) klebte und mit dem Falzbein glatt strich, sind sie mehr oder weniger verschwunden. Ein bisschen sieht man sie noch, aber ohne Falten können solche Muster nicht entstehen.
Falls Ihr Euch wundert, warum ich in diesem Bild nur fünf Bögen habe und gerade eben sechs Päckchen zeigte: ich habe versucht, ähnlich wie bei den Tüchern das Papier zu waschen (allerdings in einer Schüssel, mit der Hand) bzw. zu spülen… tja, dafür war das Papier dann doch zu dünn bzw. zu beansprucht gewesen, denn so sah das dann aus (und ich entschied mich, das Spülen bei den anderen Bögen wegzulassen):
Und die kaputten Fetzen? Die werde ich nicht wegwerfen, sondern vielleicht Lesezeichen oder so daraus machen. Mal sehen…
Habt Ihr auch schon mal diese Shibori Technik ausprobiert? Nächstes Mal werde ich auch mal “normale” Farben aus der Drogherie verwenden, mal schauen, ob das Ergebnis anders aussieht als mit dem teueren, echten Indigo. Wahrscheinlich wird der Farbton anders sein, andererseits gibt es da viele andere Farbmöglichkeiten – rosa, grau, schwarz…
Ich finde, das Ergebnis hätte im Allgemeinen dunkler sein können, sowohl bei den Tüchern, als auch beim Papier, aber dafür hätte ich sie noch 1-2 Mal “tauchen” lassen müssen.
So bin ich aber eigentlich sehr zufrieden, ich denke, dass sie wunderbar aussehen. Das Shibori-Papier liebe ich und ich fand es fast zu schade, es auszuschneiden – aber daraus werden ja Notizbücher! 😀 Ich freue mich jedenfalls über meine neuen Küchentücher und auch über das wunderschöne Papier!
Verlinkt bei Creadienstag und Handmade on Tuesday.
Müllerin Art sagt
Oh, ist das schön! Das steht auch auf meiner "unbedingt mal machen wollen-" Liste, die es aber nur im Kopf gibt. Irgendwann ist es auch hier soweit.
Ganz liebe Grüße und danke fürs Anstupsen.
Michaela
Kirsten R. sagt
Völlig faszinierend und so wunderschön die Ergebnisse, liebe Ioana!
LG Kirsten
frau nahtlust sagt
Wirklich richtig schön und gut geworden – vor allem auch mit Papier!
LG. Susanne
Semi M.Eller sagt
Deine Tücher (und Papier auch) sind einfach toll geworden! Ich muss überliegen ob ich mit Shibori klar kommen kann:)
Ronja sagt
Shibori finde ich auch total spannend! Meine ersten Experimente (allerdings nicht mit Indigo, sondern einfacher Textilfarbe habe ich vor kurzem auch gezeigt (http://just-sewn.blogspot.de/2017/03/experimente-mit-stoff-und-farbe.html). Einen zweiten Versuch habe ich seitdem auch schon gewagt, dafür alte Halbleinen Bettücher besorgt und losgelegt. Farbe und Stoff sind noch ausreichend vorhanden, sodass ich da auf jeden Fall noch mehr experimentieren werde. Schöne Muster sind bei dir herausgekommen 🙂
Liebe Grüße,
Ronja
Anonym sagt
Ich finde deine Ergebnisse wunderhübsch ! Shibori ist wirklich eine tolle Färbetechnik. LG Stefanie
ULKAU sagt
Gerade entdecke ich deine so schön gelungenen Shibori-Stoffe und bekomme sofort Lust, es auch zu tun!
Auf jeden Fall will ich dich gleich in meine Leseliste mit aufnehmen, damit ich nichts mehr verpasse.
LG Ulrike